Baustart, der x-te: Bahn will am 5. August die erste Baugrube zum Tiefbahnhof ohne genehmigte Planänderung GWM ausheben

Die beiden Stuttgarter Zeitungen (StZ / StN1 / StN2) berichten heute, dass der Bahnvorstand Volker Kefer gestern auf der Veranstaltung des Stuttgart 21 Forums  den Baustart für den Tiefbahnhoftrog verkündet hatte. Am 5. August sollen die Bauarbeiten an der Baugrube 16 (neben der Grundwassermanagmentanlage) losgehen. Nach dem aktuellem Zeitplan der Bahn sollen parallel dazu auch die Bauarbeiten an der Baugrube 11 und dann im September an der Baugrube 22 und 25 starten. Die weitere geplante Bautaktung der einzelnen Baugruben für den Tiefbahnhof finden Sie hier. Erstaunlicher- weise findet sich im Zeitplan der Bahn auch im Herbst- wie in den letzten Jahren wieder- holt- ein erneut angekündigter Baustart für den Nesenbachdüker, dessen beantragte Plan- änderung zur offenen Bauweise noch nicht einmal vom Eisenbahn-Bundesamt genehmigt wurde.

Der Start der Baumaßnahmen soll nicht gefeiert werden. Der Baustart am Tiefbahnhoftrog wurde seit 4 Jahren (!) immer wieder angekündigt und mehrfach verschoben,  u.a. weil die wasserrechtliche Genehmigung zur erhöhten Wasserentnahme bis heute nicht vorliegt. Obwohl im Februar 2012 nicht einmal ein Antrag zur erhöhten Wassermenge den Fachbe-hörden vorlag (der erste wurde im Dezember 2011 von der Bahn zurückgezogen), wurden bereits im Februar 2012 die Bäume des Mittleren Schloßgartens gefällt. Anwohner des Kernerviertels mit direktem Blick auf die „Baustelle“ konnten über die letzten zwei Jahre täglich beobachten, wie der Baustillstand von der Bahn auf der gerodeten Brache, einem ehemaligen wichtigen städtischen Naherholungsgebiet, verwaltet wurde. Für Fernseh- teams wurden Erdhügel von Baggern mediengerecht von links nach rechts und wieder zurückversetzt.

Überraschend ist, dass jetzt doch unabhängig von der noch offenen Entscheidung des Eisenbahn-Bundesamtes über die erhöhte Grundwasserentnahmemenge die Tiefbau-arbeiten starten sollen. Laut Stuttgarter Nachrichten erarbeite man „momentan die Entscheidung“, hieß es beim Eba. „Die Bahn könne auf Grundlage der alten Genehmigung bauen„. Der Bahnvorstand Volker Kefer erklärte gestern auf der Veranstaltung: „Das Risiko ist tragbar, wir gehen davon aus, dass die Genehmigung bis Herbst kommt“. Bis dahin könne man mit der bestehenden Erlaubnis bauen. Beim Satz der Bahn „wir gehen davon aus, dass die Genehmigung kommt“ sollte man jedoch hellhörig werden, schließlich ist er in den letzten Jahren allzu oft gefallen.

Der Baustart auf Basis der alten wasserrechtlichen Genehmigung wurde zwar immer wieder von der Bahn angekündigt, wie z.B. im Juli 2012 für den Januar 2013, aber dennoch nicht realisiert. Man kann daher  spekulieren, ob die ersten Monate des Betriebs der Grundwassermanagementanlage in diesem trockenen Jahr gezeigt haben, dass die Wasserstände deutlich niedriger liegen und die Bahn daher die ersten Monate bis zur Genehmigung mit den niedrigeren Wasserentnahmemengen überbrücken will. Oder ob die Bahn trotz fehlender Genehmigung der erhöhten Grundwasserentnahmemenge und Klärung der sicherheitsrelevanten Änderungen des Trogbaus im Hinblick auf den Brandschutz  wieder einmal Fakten schaffen möchte.

Die Stuttgarter Nachrichten berichten daneben, dass der BUND eine Klage gegen die erhöhte Wassermenge erwägt: „…„Unser Landesverband berät, ob und wie wir Rechtsmittel einlegen, uns bleibt nur eine Klagefrist von vier Wochen“, sagt der Stuttgarter Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer. Er moniert, dass die Bäume im Schlossgarten schon im Februar 2012 gefällt wurden. „Das war eine Machtfrage, die Bahn wollte Fakten schaffen, dabei hätte man den Park noch zwei Jahre für die Bürger erhalten können“, sagte er.“

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