Das Wohnhaus Kernerstraße 30, dessen stark beschädigter Anbau nun abgerissen werden soll, ist nicht der einzige Gebäudeschaden im Kernerviertel. Auch Eigentümer in der Werastraße und der Kernerstraße meldeten der Bahn Risse, die sich jetzt im Zuge der Untertunnelung gebildet haben. Die Sorge um mögliche Bauschäden durch den Tunnelbau treibt inzwischen auch Anwohner im Kernerviertel um, die nicht unmittelbar unterfahren werden, wie beispielsweise rund um den Schützenplatz. Die Eigentümer und Mieter sind verunsichert, was noch auf sie zukommt.
Das Netzwerk Kernerviertel hat sich daher mit einem Fragenkatalog (hier) an die Projektgesellschaft und an die städtische Bürgerbeauftragte Ronja Griegel gewandt, dass kurzfristig eine Infoveranstaltung im Kernerviertel für die vom Tunnelbau betroffenen Eigentümer und Mieter stattfinden soll. Der Fragenkatalog betrifft den Tunnelvortrieb sowie die Messungen, Hebungsinjektionen und die Bauschäden. Das Netzwerk Kernerviertel erwartet, dass diese Fragen zum Tunnelbau und dessen Folgen in aller Öffentlichkeit von der Bahn als Projektträger beantwortet werden, wie dies auch in der Vergangenheit auf den letzten Rathausveranstaltungen geschehen ist.
Zudem fordert das Netzwerk aussagekräftige Tunnelvortriebsstände ein und schreibt: „Für den Vortrieb unter dem Kernerviertel ist wegen des großen Querschnitts der beiden Tunnelröhren, der schwierigen Geologie, der teilweise geringen Unterfahrungstiefe und den Hebungsinjektionen fast drei Jahre angesetzt. Die auf der Webseite der PSU veröffentlichten Grafiken des Vortriebsstands sind nicht aussagekräftig, Veränderungen des Vortriebsstands nicht ablesbar und daher als Information völlig unzureichend. Die PSU erstellt regelmäßig Vortriebstände, aus denen auch die einzelnen Gebäude erkennbar sind. Es wäre für die Kommunikation der Bahn gegenüber den Anwohnern dringend notwendig und würde viele Nachfragen ersparen, wenn diese Grafiken wöchentlich auf der Website der PSU veröffentlicht werden.“
Die StZ berichtet in ihrer heutigen Printausgabe und seit gestern online in einem StZ+-Artikel (hier) darüber. Darin heißt es: „Bei den Anwohnern des Kernerviertels schrillen die Alarmglocken: Nach der Ankündigung der Bahn, einen beim Tunnelbau für Stuttgart 21 beschädigten Teil des Hauses Kernerstrasse 30 abzureißen, sei nun „Feuer unter dem Dach“, sagt Frank Schweizer vom Netzwerk Kernerviertel, der unweit des betroffenen Hauses wohnt. […] Nach seiner Beobachtung würden seit Wochen im Kernerviertel täglich Messungen durchgeführt. Schweizer weist darauf hin, dass weitere Gebäudeeigentümer an der Kerner- und an der Werastrasse Bauschäden melden würden.“
Die Einschätzung der Bahn, der jetzt abzureißende Anbau in der Kernerstraße 30 sei auf einen nach dem zweiten Weltkrieg nicht fachgerechten Wiederaufbau zurückzuführen, will Schweizer nicht so stehen lassen. Die StZ zitiert ihn: “ „Wie kann man so etwas behaupten. Ob das Gebäude nicht fachgerecht ausgeführt wurde, sieht man doch erst, wenn es abgerissen ist.“ 70 Jahre sei das Gebäude ohne Schaden da gestanden- „und womöglich wäre das auch noch einmal 70 Jahr so gewesen„.“
Näheres zu den Rissen im Kernerviertel beim Wohngebäude Kernerstraße 30 und der Nachbarschaft berichtete Frank Schweizer gestern Abend auf der 465. Montagsdemo (Youtube-Video). Zur Veranschaulichung des geplanten Tunnelverlaufs noch ein Auszug aus der Biss-Karte:
Von den angegebenen Unterfahrungstiefen muss noch der Keller des jeweiligen Gebäudes und die Tunnelhöhe abgezogen werden. Hier ein erläuternde Grafik für die Schützenstraße 10 von Klaus Gebhard: