Gleisverschwenkungen für den Trogbau mit Sperrpausen S-Bahn erforderlich. Bahn informiert in Obertürkheim über Bauarbeiten

Gestern fand nach zwei Jahren wieder eine Informationsveranstaltung der Bahn über die anstehenden Bauarbeiten für Stuttgart 21 in Obertürkheim statt, zu der die Bürgerbeauftragte Alice Kaiser und der Bezirksvorsteher, Peter Beier, eingeladen hatten.

In der Einladung hieß es: „Im Stadtbezirk Obertürkheim finden derzeit vorbereitende Baumaßnahmen zur Anbindung des Tunnels Obertürkheim an die Bestandsgleise im Neckartal statt. Der Tunnel verbindet den künftigen Hauptbahnhof mit den Gleisen Richtung Esslingen und Plochingen. Seit einigen Wochen wird an der Baustraße entlang des Bahndamms sowie den erforderlichen Kanälen gearbeitet und eine Eisenbahnüberführung zurückgebaut. Nun stehen weitere Baumaßnahmen an, die zusätzliche Kanalbaumaßnahmen in der Augsburger Straße sowie Verkehrsumstellungen nach sich ziehen werden. Um ein freies Baufeld für das Tunnelbauwerk mit der Zuführung nach Obertürkheim zu schaffen, werden zudem die bestehenden S- und Fernbahn-Gleise in Richtung Uhlbach für die Dauer der Baumaßnahme verlegt.“

Update: Die beiden Stuttgarter Zeitungen (hier) berichteten am 16.4. darüber.

Die auf der Veranstaltung präsentierten Folien der Bahn finden Sie auf der Webseite der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH.  Hans-Jörg Jäkel, Ingenieure22, hat die Veranstaltung besucht und dazu folgende Anmerkungen festgehalten:

„Der für die Anbindung des neuen Tunnels in Obertürkheim zuständige Teamleiter, Herr Dörfel und Frau Antipova präsentierten den Stand der Bauarbeiten und einen Ausblick für die nächsten 2 Jahre. Neben den eigentlichen Tunnel- und Gleisbauarbeiten sind auch Leitungsverlegungen in der Augsburger Straße, die Errichtung einer Lärmschutzwand und die Wiederherstellung einer Bahnunterführung für den Neckartalradweg vorgesehen. Einen Überblick über das Baustellengebiet bietet diese Folie:

Aktuell wird entlang des Uhlbachs (teilweise in ihm) eine Spundwand errichtet, um dahinter einen Damm aufschütten zu können. Auf den so verbreiterten Damm sollen dann beide S-Bahngleise und beide Fernbahn-/Gütergleise verschwenkt werden:

Mit nur knapper Überdeckung von wenigen Metern (eine genaue Angabe wurde nicht gemacht) soll dann der neue Tunnel unter den verlegten Bahngleisen bergmännisch vorgetrieben werden. Auf Nachfrage wurde versichert, dass ein Einbruch wie in Rastatt verhindert werden kann. So richtig überzeugen konnten die Argumente aber nicht.

Da alle 4 Streckengleise verschwenkt werden, ist die Andienung der Baustelle von der Ostseite und über die Hafenbahnstraße gut möglich, also ohne Belastung der Wohngebiete:

Durch die neuen Gleise wird die Strecke z.T. 6-gleisig, aber nur dort, wo jetzt schon Gewerbegebiete sind. Im Bereich der Wohnbebauung (Imweg) bleibt es bei 4 Gleisen. Eine 385 Meter lange Lärmschutzwand soll vor dem Zuglärm schützen:

http://netzwerke-21.de/wordpress/wp-content/uploads/20180411-Laermschutzwand.jpg

Nachfragen zu den Planungen im Bereich des Bahnhofs Obertürkheim konnten mit Verweis auf einen anderen Bauabschnitt (Abstellbahnhof, PFA 1.6b) nicht beantwortet werden.

Für die betrieblichen Einschränkungen durch die Gleisverschwenkungen und sonstige Arbeiten wurden von Herrn Dörfel etwa 20 Sperrpausen in den nächsten 2 Jahren ‚geschätzt‘, die fast vollständig an den Wochenenden liegen würden. Dies bedeutet immer Zugausfälle und teilweise kann die S-Bahn dann nicht in Obertürkheim halten. Die Präsentation der Bahn enthält jedoch weder Angaben zum Zeitplan noch zu den Ausirkungen auf den S-Bahnbetrieb.

Auf eine Zuhörerfrage nach der Streckengeschwindigkeit während der Verschwenkung antwortete Frau Antipova, dass in diesem Bereich so wie heute auch weiterhin mit 100km/h gefahren werden könne, also keine Verlängerung der Fahrzeit auftreten werde. Das entspricht aber nicht den Tatsachen. Selbst in der Planfeststellung (Erläuterungsbericht III S.150) heißt es: „Die Strecke ist im Bereich der Verschwenkung heute mit 140 (ohne Neigetechnik) bzw. mit 160 km/h befahrbar“. Die verschwenkten Strecken können mit maximal 100 km/h befahren werden.

Herr Dörfel hat mehrfach erwähnt, dass die Firma Porr AG in diesem Bereich nicht mehr tätig ist und dass deshalb etliche Ausführungsplanungen nun von der DB erledigt werden müssen. Die dazu – teilweise auf Nachfrage – gemachten Aussagen waren ebenfalls nicht für alle Zuhörer überzeugend.“

Anzumerken ist, dass das Eisenbahn-Bundesamt letzten Juli die Planänderung zum Wegfall des Einschubbauwerks in Obertürkheim und die damit verbundene Verlängerung der eingleisigen Tunnelröhren in bergmännischer Bauweise um ca. 340 Meter genehmigte. Wir berichteten dazu in zwei Beiträgen (Beitrag 1 / Beitrag 2).

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