Spiegel: „Zehn Milliarden Euro sind es doch längst“ / Ingenhoven vergleicht Stuttgart 21 mit den Kosten der Wiedervereinigung

Christoph Ingenhoven, Architekt des „Tiefbahnhofs“, hat gestern mit dem Spiegel-Interview Zehn Milliarden Euro sind es doch längst“ (hier) für Wirbel gesorgt. Die beiden Stuttgarter Zeitungen (hier) berichteten darüber.

Im Spiegel-Interview reagierte er auf die Frage: „Halten Sie denn die 7,9 Milliarden Euro, die nun alles kosten soll für eine realistische Prognose? Oder werden es eher 10 Milliarden, wie manche Experten es schon lange vermuten?“ mit folgender Antwort: „Zehn Milliarden Euro sind es doch längst, wenn Sie alle Bahnstrecken hinzunehmen. Und nennen Sie mir mal die Baupreise fünf, sechs Jahren. Sie können keine Garantie übernehmen, das hätten Sie auch nicht bei den Kosten für die Wiedervereinigung gekonnt.“

 Der Bahnkonzern reagierte prompt mit einer harschen Pressemeldung:  „Die Deutsche Bahn weist die Behauptungen des Architekten Christoph Ingenhoven auf Spiegel Online zu angeblichen bereits entstandenen Kosten des Projektes Stuttgart 21 von 10 Mrd. Euro entschieden zurück. Ein Bahnsprecher dazu: „ Herr Ingenhoven verfügt nicht ansatzweise über die notwendigen Informationen, um eine seriöse Kostenermittlung vornehmen zu können. Er weiß nicht, wovon er redet.““ Der SWR erwähnte in seiner Berichterstattung (hier), dass sich die Pressemitteilung der Bahn auf das verkürzte Zitat ohne den Nachsatz bezog: „wenn Sie alle Bahnstrecken hinzunehmen.“

Doch unabhängig davon, ob er mit den 10 Milliarden die Kosten nur von Stuttgart 21 oder einschließlich die der Neubaustrecke (damit wären es allerdings mehr als 11 Milliarden Euro) gemeint hat. Dass er Stuttgart 21 in einem Atemzug mit den Kosten der deutschen Wiedervereinigung nennt und selbstverständlich kein Limit für möglich hält, zeugt angesichts des Sanierungsstaus bei der Bahn und der öffentlichen Infrastruktur von einem Realitätsverlust und einer ungeheuren Arroganz.

Die Aussage des S21-Architekten Ingenhoven, dass das Projekt unkalkulierbar sei, bestätigt, was schon seit Jahren an der Mahnwache zu lesen ist:

Und schließlich ist es sein Entwurf des „Tiefbahnhofs“, von dem nach mehreren Jahren Bauzeit wegen Umplanungen und fehlenden Genehmigungen beim Brandschutz, der Entfluchtung und der damit zusammenhängenden Statik kaum etwas sichtbar ist. Aktuell stehen gerade einmal drei Kelchfüße von den insgesamt 28 Lichtkelchen.

Update:

StZN: Bahn spricht S-21-Architekten Kompetenz ab: „Die Deutsche Bahn hat hoch verärgert auf die Einschätzung des Tiefbahnhof-Architekten Christoph Ingenhoven zu den Kosten von Stuttgart 21 reagiert.“

StZN: Kritik an Aussagen des Architekten Ingenhoven: „Der Name Christoph Ingenhoven ist untrennbar mit dem Projekt Stuttgart 21 verbunden. Seine aktuellen Aussagen zu Stuttgart polarisieren. Kaum ein gutes Haar hat der Architekt Christoph Ingenhoven in einem Interview mit dem „Spiegel“ an Stuttgart gelassen. Die Bahn hat ihn dafür schon scharf kritisiert. Doch es gibt noch weitere Passagen in dem Interview, die Widerspruch hervorrufen.“

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Kosten, Städtebau, Tiefbahnhof veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.