Wie von der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) im Sommer angekündigt, ist die Tunnelvortriebsmaschine Mitte November von Degerloch aus zur dritten Schildfahrt Richtung Gänsheide gestartet. Eine Pressemitteilung (hier) anlässlich des Barbaratages am 4.Dezember informierte darüber. In der Meldung heißt es:
„Die Tunnelvortriebsmaschine „SUSE“ ist in der ersten Novemberhälfte zur dritten Schildfahrt gestartet, um die 3600 Meter lange Weströhre des unteren Fildertunnels aufzufahren. Voraussichtlich im Frühsommer 2018 wird die Tunnelvortriebsmaschine – ein wichtiges Etappenziel – das Tal erreichen, dort gewendet werden und dann bergauf mit der vierten und letzten Schildfahrt beginnen. Für dieses Manöver wurde kürzlich die eigens dafür vorgesehene, sogenannte Wendekaverne fertiggestellt.
Inzwischen sind etwa 120 Meter vorgetrieben, dabei wurden 60 Tübbingringe verbaut. Beim maschinellen Vortrieb erfolgt die Sicherung des hergestellten Tunnelquerschnitts kontinuierlich, indem gekrümmte Betonfertigteile, sogenannte Tübbinge, verlegt werden. Sieben Tübbinge ergeben einen Ring, der wiederum den kompletten Querschnitt auskleidet. Alle Arbeitsgänge – Ausbruch des Gesteins und Tübbingeinbau – erledigt die Tunnelvortriebsmaschine.“
Nach der am 4.12. von der PSU veröffentlichten Grafik stand die Vortriebsmaschine kurz vor der Eiswelt auf der Degerlocher Waldau:
Die Tunnelvortriebsmaschine wird voraussichtlich auf ihrer 3. und 4. Schildfahrt die längste zusammenhängende Strecke durch anhydritführenden, unausgelaugten Gipskeuper durchfahren. Laut der Pressekonferenz vom Dezember 2016 rechnet die Bahn auf dieser Strecke mit insgesamt rund 8,2 km von insgesamt geschätzten 15,8 km im Anhydrit für Stuttgart 21:
Update 7.12.2017: Im Gegensatz zu kritischen Geologen rechnet der Tunnelbausachverständigen, Prof. Dr. Wittke (WBI) nicht mit einem Wasserzutritt in das quellfähige Gestein. Als kritischen Bereich machten die vom Aufsichtsrat 2016 beauftragten Gutachter von KPMG sowie Ernst Basler + Partner wegen der hohen Überdeckung des Anhydritgesteins lediglich pro Tunnelröhre die ca. 500 Meter langen Übergangsbereiche zum Anhydrit aus. Sie sind damit der Argumentation von WBI gefolgt. In diesen Übergangsbereichen sollen Abdichtungsbauwerke vor dem Wasserzutritt schützen. Dr. Martin Wittke erläuterte die Vorgehensweise in seinem Vortrag vor dem geotechnischen Institut der Uni Stuttgart. Stärkere Hebungen als 10 cm an der Innenschale und Hebungen auch an der Geländeoberfläche einschließlich Gebäudeschäden beziffern die Gutachter beim Fildertunnel mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit von 1%. Die Wahrscheinlichkeit für Quellprozesse über die Inbetriebnahme hinaus wurde von den KPMG-Gutachtern jedoch nicht betrachtet.
Die ebenfalls im Dezember 2016 von Prof. Dr. Dipl.-Ing. Hans Albrecht Schmid, Fachbereich Informatik an der Fachhochschule Konstanz, und dem Geologen Dr. Jakob Sierig erstellte Risikoanalyse betrachtet das Risiko unabhängig von der Gesamtzahl der kritischen Tunnelmeter pro Tunnel und ermittelt damit noch deutlich höhere Eintrittswahrscheinlichkeiten von Bauproblemen und Bauschäden von Stuttgart 21-Tunnels als die vom Aufsichtsrat der DB AG Gutachter. Grundlage der Risikoanalyse von Schmid/Sierig sind die Bauprobleme und Betriebsschäden, die im Süddeutschen und Schweizer Raum bei seit 1970 gebauten Tunneln aufgetreten sind.