Bahn veröffentlicht Gutachten über die Ammoniak-Konzentration bei Sprengschwaden an der Rettungszufahrt Süd

Wir haben mehrfach über die Staubschwaden berichtet, die diesen Sommer immer wieder nach Sprengungen an der Rettungszufahrt Süd austraten und über die sich viele Anwohner des Kernerviertels sowie Eltern am nunmittelbar über der Rettungszufahrt gelegenen Spielplatz beschwerten. Nicht nur der deutlich sicht- und schmeckbare Sprengstaub beeinträchtigte, sondern auch das stark riechende Ammoniak-Gas.

Das Netzwerk Kernerviertel hatte auch bei der für die Sprenggenehmigungen zuständigen Freiburger Landesbergdirektion nachgehakt. Nach Aussage der Landesbergdirektion enthalten Sprengschwaden bei üblicherweise verwendeten Sprengstoffen neben Staub und Wasserdampf „im wesentlichen Kohlendioxid (CO2), Kohlenmonoxid (CO) und  sogenannte „nitrose Gase“ (Stickstoffoxide, im wesentlichen NO und NO2). Je nach verwendetem Sprengstoff können auch Spuren von Ammoniak (NH 3) vorkommen“. Die Freiburger Behörde schaltete aufgrund der Anfrage des Netzwerks das Eisenbahn-Bundesamt ein, das mit einem ausführlichen Schreiben des vom 2.August  an das Netzwerk antwortete. Unter anderem mit der Zusage, dass der Beurteilungswert für die Ammoniak-Konzentration geklärt und Konzentrationsmessungen für Ammoniak am Tunnelportal durchgeführt werden.

Noch Anfang des Jahres hatte der Immissionsschutzbeauftragte für Staub und Abgase, Dr. Achim Lohmeyer, nach Beschwerden der Anwohner des Wartbergs Messungen über die Belastungen durch die Sprengschwaden abgelehnt, u.a. weil „solide und aussagekräftige Messungen sehr langwierig sind“.

Jetzt veröffentlichte die DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH auf ihrer Webseite einen Bericht des Immissionsschutzbeauftragten vom 3.November mit dem Titel: „Beurteilung der Geruchsstoffe in den Sprengwolken aus Tunnelportalen bzgl. Gesundheitsgefahr“.  Gemessen wurde dabei ausschließlich die Ammoniak-Konzentration, nicht die der anderen o.a. GaseDie Bewertung basiert auf einer Messung des TÜV Süd, die bereits am 4.August – also vor einem Vierteljahr- durchgeführt wurde. Der Messzeitraum umfasste 46 Minuten. Sowohl die Spreng- und Luftverhältnisse als auch der kurze Messzeitraum sind nach Einschätzung des Gutachters repräsentativ und ausreichend. Gemessen wurde noch im Tunnel der Rettungszufahrt hinter den „Wasserbenebelungseinrichtungen“, die den Staub teilweise auswaschen sollten.

Im Gutachten heißt es: „Vom TÜV Süd wurde als Mittelwert über 46 min für das für die Geruchswahrnehmungen verantwortliche Ammoniak eine Konzentration von 0,15 mg/m3 gemessen, umgerechnet sind das 0,2 ppm bzw. 200 ppb. Dieser Messwert erscheint bzgl. der Geruchswahrnehmungen plausibel: Man riecht den Schwaden, also muss der Messwert über der Geruchsschwelle von 30 bis 50 ppb liegen. Dies liegt im vorliegenden Fall vor. Die Colorado State University benennt den o.a. Mittelwert von 300 ppb zum Schutz von Älteren und Kindern bei Langzeitexposition. Im vorliegenden Fall

  • liegt also schon der Messwert des TÜV Süd im Tunnel unter dem zum Gesundheitsschutz benannten Wert,
  • wird die Ammoniakkonzentration der Tunnelfortluft auf dem Weg vom Tunnel zur Bevölkerung absinken, also geringer sein als der Messwert des TÜV, 
  • ist zudem keine Langzeitexposition gegeben, sondern eine Exposition beim Durchzug des Sprengschwadens.“

Der Immissionsschutzbeauftragte gibt also hinsichtlich der Ammoniak-Konzentration Entwarnung und zieht folgendes Fazit: „Die Entstehung von Geruchsstoffen (Ammoniak) bei Sprengungen ist normal, Berichte bzgl. dadurch bedingter gesundheitlicher Schädigungen der Bevölkerung sind dem Immissionsschutzbeauftragten nicht bekannt. Da Ammoniak schon bei geringen Konzentrationen gerochen werden kann, werden die NH3-Immissionen als belästigend empfunden. Die Messergebnisse des TÜV Süd im Sprengschaden einer Tunnelbaustelle von S21 weisen jedoch nicht auf eine dadurch bedingte Verletzung des Schutzes der Gesundheit der Bevölkerung in der Umgebung des Tunnelportals hin.“

Nicht ganz uninteressant ist auch die Zahl der Sprengungen, die allein dieses Jahr bis zum 12.Oktober durchgeführt wurden. Im Gutachten heißt es: „Die Geruchsstoffe treten einige Zeit nach Sprengungen für ca. 20 min aus dem Tunnelportal aus. Je nach örtlichen Gegebenheiten und Baufortschritt sind Tage mit 5 Sprengungen pro 24 h nicht ungewöhnlich. Es erfolgten z.B. in der Baustelle Rettungszufahrt Hbf Süd im Kernerviertel zwischen 01.01.2016 und 12.10.2016 888 Sprengungen, im Tagesmittel waren das 3 bis 4 Sprengungen pro Tag.“

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