Die Südwestpresse berichtet heute (hier) über die erneut erforderliche Sanierung des im Anhydrit liegenden Engelbergtunnels bei Leonberg, bei dem dadurch die ursprünglich angesetzten Baukosten um 40% gestiegen sind. 450 Meter liegen bei diesem Straßentunnel in diesem kritischen, quellfähigem Gestein. Laut SWP gelten davon 175 Meter „als gefährdet. Dort wird die Fahrbahnplatte über der drei Meter dicken Betonschale verstärkt. Wände und Decke bekommen ein Stahlgerippe, das mit Beton ausgegossen wird.“
Das muss man in Realtion zu Stuttgart 21 setzen. Beim Engelbergtunnel durchlaufen gerade einmal 450 Meter im Anhydrit. Bei Stuttgart 21 sollen rund 16 Kilometer (!) Tunnel im anhydritführenden Gestein gebaut werden. Die Einwände kritischer Geologen und Anwohner zum Tunnelbau in diesem kritischen Gestein wurden von Seiten der Bahn als beherrschbar abgetan. Im Juni musste die Bahn einräumen, dass beim Tunnelbau unter dem Killesberg ein 144 Millionen teures zusätzliches Sicherungsverfahren mit Kunstharzinjektionen eingesetzt wird.
Für Nachträge hat die Bahn laut dem Gutachten des Bundesrechnungshofs lediglich 17,5 % kalkuliert. So schrieb die TAZ am 21.9.2016 (hier):
„Die Liste der Versäumnisse, die der Bundesrechnungshof moniert, ist lang: So habe die Bahn Risiken nicht berücksichtigt. Ein Beispiel: Normalerweise erhöhen sich die Kosten aller Bauprojekte der Bahn nach der Ausschreibung im Schnitt um 24 Prozent. Bei Stuttgart 21 ging die Bahn dagegen nur von 17,5 Prozent Mehrkosten aus, obwohl das Projekt erheblich mehr Risiken aufweist als normale Bahntrassen. Das Gestein, der sogenannte Gipskeuper, quillt auf, wenn Wasser eindringt. Die Bahn allerdings hat aus Kostengründen die Tunnelwände sogar dünner kalkuliert und die Sicherungen gegen das Quellgestein nur für einen kleinen Teil der kilometerlangen Tunnelröhren kalkuliert.„
Die beim Engelbergtunnel erforderlichen zusätzlichen Maßnahmen haben direkte Auswirkungen auf den Tunnelbau für Stuttgart 21. Die SWP berichtet am Ende der Meldung:
„Folgen: Erkenntnisse vom Engelbergtunnel und der bis zu 100 Meter hohen Gesteinsschichten fließen direkt in „Stuttgart 21“ ein. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) spricht von „erheblichen Folgen“ für das Jahrhundertprojekt. Der Tunnel in Feuerbach müsse mit einem zusätzlichen Gitternetz umgeben werden, erklärte der Minister, damit „das Gestein wasserdicht wird“.
Risiko: Ursprünglich habe die Bahn diesen Aufwand nicht eingeplant gehabt, sagte Hermann. Er schloss nicht aus, dass weitere Abschnitte von S 21 so abgesichert werden müssen: „Bei einer so großen Baumaßnahme weiß man nie, was noch kommt.“