Kernerviertel weiterhin mit Staubwolken durch Sprengungen belastet. Staubbelastung wird erst seit Juni 2016 gemessen

Im Mai hatten wir darüber berichtet, dass immer wieder Staubwolken aus dem Tunnelbaubetrieb an der Rettungszufahrt Süd neben dem Wagenburgtunnel die Anwohner des Kernerviertels belästigen und das Netzwerk Kernerviertel deswegen nachgehakt hatte. Ursache sind die Sprengarbeiten im unausgelaugten Gipskeuper und das Verladen des Gesteins am Steinbrecher unter dem Schallschutzdach. Wegen des Vorkommens von quellfähigem Anhydrit darf das Gestein bei den Vortriebsarbeiten nicht in Kontakt mit Wasser kommen.

Die DB Projektbau hatte Nebeldüsen angekündigt, die den Staub binden sollen. Doch die „optimierten“ Schutzmaßnahmen zeigen weiterhin nicht die gewünschte Wirkung bzw. es ist nicht erkennbar, dass hier etwas aktiv zum Schutz der Anwohner unternommen wird. Immer wieder dringen Staubwolken aus dem Tunnelmund und vom Steinbrecher aus, die nach oben Richtung der Wohnhäuser des Kernerviertels ziehen. Beispielsweise wurde gestern, am Sonntag,  ein Foto von der Staubwolke von der Werastraße aus getwittert:

20160718 Staubwolke b

Und  hier noch ein Video des Netzwerks Kernerviertel „Feinstaub- teurer geht´s nicht“ über den Staub, der über das Schallschutzdach nach oben zieht:

Man sollte davon ausgehen, dass gerade oberhalb einer innerstädtischen Tunnelbaustelle regelmäßige Staubmessungen stattfinden. Im Staubmesskonzept aus dem Jahr 2014 findet sich auch der Messpunkt 13 Urbanstraße/Schützenstraße. Doch genau dieser Messpunkt, der sich auch in der Nähe der Baustelle der neuen John Cranko Ballettschule liegt, wurde im Juni 2015 vom Immissionsschutzbeauftragten für Luftschadstoffe und Staub in einer Anpassung des Konzepts mit der folgenden Begründung abgebaut:

Abbau Messpunkt 13

Dass von der Rettungszufahrt Süd aus der Tunnelbau von sechs Vortrieben mit  staubenden Sprengvortrieb und dem Steinbrecher starten sollte (und dann auch verspätet im Februar 2016 loslief), fiel bei dieser Begründung schlicht „unter den Tisch“. Wir fragen uns, warum der Wegfall des Messpunkts bei der nächsten Wohnbebauung auch von Seiten des Eisenbahn-Bundesamtes als Aufsichtsbehörde, aber auch von Seiten der Stadt Stuttgart einfach toleriert wurde. Der zweite Messpunkt im Kernerviertel  findet sich an der Urbanstraße/ Sängerstraße und ist für die hochziehenden Staubschwaden nicht  aussagekräftig. Ebenso der Messpunkt am Richtung Hauptbahnhof liegenden Königin-Katharinen-Stift.

Nach den Beschwerden von Seiten der Anwohner ist der Staubmesspunkt 13 jetzt in einer Anpassung des Messkonzepts ab Juni 2016 wieder dazu gekommen. Der nächste Staubbericht des Immissionsschutzbeauftragten über die jährliche Belastung zwischen Juni 2015 und Mai 2016, der noch im Sommer 2016 erscheinen soll, wird jedoch nicht die Daten dieses exponierten Messpunkts zwischen Tunnelbaustelle und Wohnhäusern enthalten. Den aktuell erschienen Jahresbericht für den Zeitraum Mai 2015 bis Juni 2016 finden Sie hier. Gemessen wird allein die Menge der Staubpartikelteilchen bezogen auf den zulässigen Jahreswert von 350 mg / (qm x d).

Dabei ist jedoch nicht allein die Information relevant, wieviel Staubteilchen im Messbecher monatlich oder jährlich gezählt werden, sondern auch die chemische Zusammensetzung des Staubs, der wahrscheinlich überwiegend aus Sprengstaub besteht, bzw. die dabei auftretenden Gase. Die DB Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH und ihr beauftragter Rechtsanwalt Dr. Peter Schütz verwiesen bei Nachfragen darauf, dass auch die Mineure unter Tage diesen Belastungen ausgesetzt wäre und dies auch von der Arbeitssicherheit genehmigt sei. Der Immissionsschutzbeauftragte für Lufschadstoffe und Feinstaub, Dr. Achim Lohmeyer, lehnte bereits beim Zwischenangriff Prag Luftschadstoffmessungen ab.

Sprengschwaden enthalten jedoch laut einer Publikation der SUVAProverschiedene toxische Gase sowie viel Grob- und Feinstaub. Die Zusammensetzung der Sprengschwaden ist je nach Sprengstoffart, spezifischer Lademenge und Umsetzungs
grad bei der Detonation sehr unterschiedlich“.  Bis heute werden die Anwohner des Kernerviertels und über dem Zwischenangriff Prag nicht über die damit verbundenen Luftbelastungen informiert. Eine Twittermeldung machte heute Abend darauf aufmerksam:

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