Auch wenn die Bahn dem Aufsichtsrat „Gegensteuerungsmaßnahmen“ präsentieren wird, die Bauarbeiten von Stuttgart 21 werden sich noch weitere Jahre hinziehen. Die Stuttgarter Zeitung (hier) geht der Frage nach, welche Auswirkung diese „Hiobsbotschaft“ für die Stuttgarter, die Stadt Stuttgart und die Region haben wird. Denn nicht nur die Anwohner entlang der S21-Baustellen, wie dem Nordbahnhofviertel, sind länger vom Baustellenbetrieb betroffen, sondern auch Bahn- und Autofahrer sowie die SSB-Fahrgäste. Auch die Zeitpläne für die Bebauung der nach freigewordenen Flächen im Rahmen einer Internationalen Bauaustellung und die Verbesserung des Nahverkehrs in der Region sind davon tangiert.
Wir möchten noch anmerken, dass diese Verzögerung für Projektkritiker nicht überraschend kommt. Sie hatten immer wieder darauf hingeweisen, dass Stuttgart 21 entgegen der offiziellen Darstellung der Bahn mit massiven Bauverzögerungen und Beeinträchtigungen von weit über einem Jahrzehnt für die Stadt und ihre Bürger verbunden sein wird. Nicht nur der Verkehrsminister der Landes BW Winfried Hermann, sondern auch auch sehr gemäßigte, betriebswirtschaftlich geschulte Kritiker sagten – so die Zeit in ihrem Artikel „Unterirdisch in Stuttgart“ vom 13.August 2014 – mindestens acht Milliarden Euro Gesamtkosten und eine Bahnhofseröffnung frühestens im Jahr 2025″ vorher.
Der Landesverkehrsminister erklärte 2013 im Interview mit der StZ: „… Mit etwas Realismus muss man sagen, 2025 wäre das schon extrem optimistisch kalkuliert. Es kann ja niemand wollen, dass wir bis 2030 eine Dauerbaustelle haben. Nicht weil wir schwergängig sind, sondern weil die Bahn es ist. Sie ist an den Verzögerungen schuld…“. Dieses vor mehr als drei Jahren gehaltene Interview lohnt sich übrigens nachzulesen. Was die Informationspolitik über Zeitverzögerungen und Mehrkosten bei Stuttgart 21 angeht, hat die Deutsche Bahn anscheinend nichts dazu gelernt.
Update 8.6.2016: Die Stuttgarter Zeitung (hier) berichtet, dass das Land BW nach Aussage des Verkehrsministers Winfried Hermann mit ein, zwei Jahren Bauverzögerung „eine erkennbare, aber noch nicht sichere Erhöhung um 500 Millionen Euro“ bei Stuttgart 21 rechnet. Näheres könne erst nach dem am 30.Juni stattfindenden Lenkungskreis in Erfahrung gebracht werden. Hermann kritisiert die Informationspolitik der Bahn.