Diese Woche haben zwei Anwohner am Neckartor im Rechtstreit um die Luftbelastung am Neckartor einen Vergleich mit dem Land geschlossen. Sie haben laut StZ (hier) erreicht, dass „ab Januar 2018 der Verkehr auf der besonders hoch belasteten Kreuzung an Tagen mit hoher Feinstaubbelastung um 20 Prozent verringert werden„muss. Der Vergleich muss noch von der neuen Landesregierung bestätigt werden.
Nur zwei Tage zuvor hatte der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn sich noch in einem Interview mit der StZ (hier) gegen Fahrverbote ausgesprochen. Nach diesem gerichtlichen Vergleich sind diese jedoch ab 2018 verbindlich. Die möglichen Fahrverbote für bestimmte Fahrzeuge oder Verkehrsumleitungen betreffen allerdings nur das Wohngebiet vor der Haustür der Kläger rund um das Neckartor. Im Gespräch ist laut StZ (hier) auch die Einführung einer blauen Plakette.
Die Deutsche Umwelthilfe, die Klagebefugnis für die ganze Stadt hat, will laut StZ (hier) in einem Verfahren wirksame Maßnahmen für die Luftverbesserung in der ganzen Stadt erzielen. Die Klage ist bereits eingereicht. Der BUND weist in der StZ (hier) darauf hin, dass eine 20%ige Verkehrsreduzierung für die Einhaltung des Grenzwertes für für Stickstoffdioxid (NO2) bei weitem nicht ausreicht. Auch nach Einschätzung der städtischen Experten müsste der Verkehr um 50% verringert werden.
Doch trotz der ausführlichen Berichterstattung in den beiden Stuttgarter Zeitungen über Grenzwertüberschreitungen und Fahrverbote sucht man den Hinweis auf die Großbaustellen von Stuttgart 21 vergeblich. Auch wenn wegen des schleppenden Baustellenbetriebs rund um den Hauptbahnhof und den Tunnelportalen weniger LKWs als ursprünglich geplant auf den Baustraßen und den öffentlichen Straßen unterwegs sind. Sie belasten dennoch neben den anderen Stuttgarter Baustellen die Luft und es ist jetzt schon absehbar, dass der Baustellenbetrieb für das Bahnprojekt sich weit länger als geplant noch jahrelang hinziehen wird. Und es ist wohl schwerlich mit einer Luftverbesserung zu rechnen, wenn bei Grenzwertüberschreitungen der Verkehr am Neckartor und dem Kernerviertel eingeschränkt wird, aber nur hundert oder zweihundert Meter daneben die Baustellenfahrzeuge und -Lkws entlang der S21-Baustellen weiter die Luft belasten dürfen.
Dagegen ist in einem aktuellen Beitrag der Hamburger Wochenzeitschrift Zeit (hier), der der Frage nach den Ursachen der Luftbelastung nachgeht, wenigstens einmal der kurze Hinweis auf Stuttgart 21 und schwere LKWs, die den Feinstaub auf den Straßen aufwirbeln, zu finden:
„Es sind düstere Reliefs, die der Stuttgarter Bildhauer Erik Sturm mit seiner selbst gemachten Farbe herstellt, „Neckartorschwarz“ nennt er die Spezialmischung. Vier Kilo Feinstaub hat der Künstler dafür persönlich mit Staubmaske und Schutzhandschuhen von den Fensterbänken des Stuttgarter Amtsgerichts gekratzt. Das Gebäude steht direkt am Neckartor, Deutschlands dreckigster Straße. Auf sechs Spuren donnert der Verkehr vorbei, 200 Meter weiter gähnt das Loch der Großbaustelle Stuttgart 21….“