Die Stuttgarter Nachrichten berichteten in ihrer Freitagsausgabe (hier), dass die Bahn jetzt auf die beantragte Autobahnausfahrt an der A 8 in unmittelbarer Nähe des Filderportals zum Bau des Fildertunnels verzichtet. Daher werden die Lkw-Kolonnen zum Abtransport des Aushubs aus dem Fildertunnel, der Zulieferung von Material einschließlich der Schwerlasttransporte für die Tübbinge und alle Leerfahrten sich jahrelang im Minutentakt – wie ursprünglich in der Planänderung genehmigt- durch das Gewerbegebiet am Fasanenhof wälzen.
Die Stuttgarter Nachrichten sprechen allein von erforderlichen 300.000 Lkw-Fahrten zum Abtransport des Aushubs (einschließlich Leerfahrten). In dieser Zahl allerdings nicht enthalten sind weitere 100.000 Lkw-Fahrten, die für den Aushub zum Bau des letzten maschinell erstellten Abschnitts des Fildertunnel ggf. alternativ über die Rettungszufahrt und Förderband am Kernerviertel abgewickelt werden sollen. Dies würden jedoch die ohnehin hochbelastete Luftqualität in der Innenstadt, deren seit über 10 Jahren erhöhte Feinstaubwerte jetzt von der EU in einem Vertragsverletzungsverfahren moniert werden, weiter belasten. Noch ist über die Baulogistik dieses letzten Abschnitts, in dem die Tunnelvortriebsmaschine nach der Wendekaverne unterhalb des Kernerviertels stadtauswärts Richtung Degerloch fährt, nicht endgültig entschieden.
Laut dem Bericht der StN hängt der Rückzug der Bahn, nun keine eigene Autobahnabfahrt zu bauen, nicht nur mit dem aus Sicht der Stadt Stuttgart erforderlichen formalen und zeitaufwendigen Planänderungsverfahren zusammen. So favorisierte die Bahn beispielsweise ein Grundstück für die Abfahrt, das allerdings bereits für den Bau des Flughafen-Abschnitts verplant sei.
Dies ist nicht die einzige Meldung über die zweifelhafte Planungsqualität der Bahn, die man mit einem Stirnrunzeln quittieren kann. Schrittweise zeigte sich, dass die von der Bahn beantragte und mittlerweile genehmigte Planänderung zum Bau des Fildertunnels mit einer Tunnelvortriebsmaschine wahrscheinlich aus taktischen Erwägungen heraus nicht die erforderlichen logistischen Folgemaßnahmen beinhaltete. Sei es das fehlende zweite Betonwerk (StZ-Bericht) , die unzureichenden Lagerflächen für die Tübbinge oder jetzt die fehlende direkte Anbindung an die Autobahn. Dabei handelt es sich schließlich nicht um den Bau des ersten Tunnels der Bahn mit einer Tunnelvortriebsmaschine. Im Internet ist ein Werbefilm der Bahn über den Bau des Katzenbachtunnels mit zwei Tunnelvortriebsmaschinen abrufbar (hier), der deutlich zeigt, dass bei dieser Vortriebstechnik üblicherweise eine deutlich größer dimensionierte logistische Infrastruktur erforderlich ist.