Pressemitteilung des Netzwerks Killesberg und Umgebung e.V. :
Das Thema Lärm wird bei Stuttgart 21 jetzt richtig akut. Es kommt nun massiv auch auf die Anwohner des Wohngebiets Wartberg zu . Dort soll man sich jetzt mit „passiven
Lärmschutzmaßnahmen“ schützen. Erst vor wenigen Tagen haben die Stuttgarter Nachrichten über die unzumutbar lauten Rammarbeiten in Untertürkheim berichtet, welche die Nachtruhe der Anwohner gravierend und gesundheitsschädlich stören:
Zwischen 1:00 Uhr und 5:00 Uhr nachts laufen die Arbeiten, über die erst wenige Stunden vor dem ersten Rammeinsatz informiert wurde. Als dreistes und verantwortungsloses Verhalten muss man das bezeichnen.
Das nächste Kapitel solcher Dreistigkeit der Bahn zeichnet sich jetzt im Wohngebiet Wartberg ab. Obwohl die Bahn seit Jahren wusste, dass hier – am Zwischenangriff Prag – sehr hohe Lärmbelastungen durch die Baulogistik bzw. den Bau des Zwischenangriffs auftreten werden, hat sie die Anwohner am Wartberg eingelullt. Ein Anwohner berichtet: „In allen Gesprächen mit der Bahn wurde uns mitgeteilt, dass wir (Eigentümer in der Gunterstrasse) durch das Vorhaben S21 keine Beeinträchtigungen durch Lärm, Staub und Erschütterungen zu erwarten hätten, dass wir vom Bau und Betrieb des Tunnels praktisch nichts mitbekommen.“
Jetzt kommt die Bahn und bietet den Eigentümern in diesem Revier „passive Lärmschutzmaßnahmen“ (insbesondere Lärmschutzverglasung bei Fenstern und Türen) an und gesteht damit ein, dass aktive Lärmschutzmaßnahmen nicht realisiert sind und die Lärmbelastungen für die Bürger unzumutbar werden. S21 wird jetzt also richtig laut. Dass Erkenntnisse aus der Planfeststellung bzw. aus dem schalltechnischen Gutachten zur Baulogistik von der Bahn nicht frühzeitiger kommuniziert wurden, ist eine Frechheit. Heißt es doch schon im Planfeststellungsbescheid PFA 1.5 (S.92f):
„… Die schalltechnische Untersuchung zum Baustellenlärm zeigt, dass es während der gesamten Bauphase nahezu im gesamten Planfeststellungsbereich zu starken Belastungen durch Schallimmissionen kommen wird, die zu großräumigen Konflikten führen werden. In besonderem Maße betroffen ist … auch das Wohngebiet oberhalb des Zwischenangriffs Prag … (Dornbuschweg, Unterer Dornbusch bzw. Gudrunweg, Wartbergstraße); hier kommt es besonders nachts zu kritischen Immissionen durch Baulärm…„.
Und im schalltechnischen Detailgutachten zur Baulogistik werden vom Gutachter Dr. Fritz die kritischen Immissionswerte für Wartbergstraße, Gudrunweg und Unterer Dornbusch mit Zahlen konkret belegt. Dabei verwundert, dass die Gunterstraße als Fortsetzung des Gudrunwegs nicht benannt ist. Die Bewohner des Wartbergs und das Netzwerk Killesberg und Umgebung fordern von der Bahn:
1. Einsicht in das gesamte Gutachten und die Berechnungsgrundlage, insbesondere auch
in die angenommenen Lärmszenarien.
2. Transparenz der Lärmprognose des Gutachters zum passiven Schallschutz im Wartberg
und im Dornbusch.
3. Angabe konkreter und detaillierter Immissionswerte für jedes einzelne Haus entlang
Gudrunweg, Gunterstraße und Wartbergstraße sowie im Dornbusch.
4. Nachweis der von der Bahn eingeleiteten bzw. verwirklichten aktiven Lärmschutzmaß-
nahmen wie die streckenweise Einhausung der Logistikstraßen und einem körperschall-
entkoppelten Fahrbahnbelag im Zwischenangriff und außerhalb.
5. Laufende Messung bzw. Überwachung und Dokumentation der tatsächlich auftretenden
Lärmimmissionen.
Uli Hangleiter, Sprecher des Netzwerks Killesberg und Umgebung e.V. sagt: „Wenn im be-
schaulichen Wartberg die Kinder ihre Eltern in diesen Tagen fragen: `Müssen wir jetzt umziehen?, dann hat die Bedrohung durch den S21-Lärm wahrlich dramatische Formen angenommen. Es ist ein Skandal, dass die Bahn bis vor kurzem das Thema Lärm hier stets bagatellisiert und die Anwohner belogen hat.“