Letzte Woche berichtete die Untertürkheimer Zeitung und das Schwäbische Tagblatt (hier), dass bei den jetzt gestarteten Grabungsarbeiten in Stuttgart-Wangen deutlich mehr Wasser aus den Schichten austritt als ursprünglich geplant:
„…Doch die Freude über den eigentlichen Start des Tunnelbaus ist im wahrsten Sinne des Wortes etwas getrübt. Die Bergmänner arbeiten unter erschwerten Bedingungen. „Es tritt mehr Wasser aus den Schichten aus, als wir es gemäß den vorab erstellten Gutachten erwartet haben“, sagt Bredenstein, der Leiter der Stuttgart-21-Planungab-schnitte 1.6A (Zuführung vom Hauptbahnhof zum Neckar) und 1.2 (Fildertunnel). Es tropft und sickert Flüssigkeit aus dem Gestein. Die Mineure stehen im tiefen, nassen Schachtboden, ihre Hemden werden bei einer Lufttemperatur von 30 Grad Celsius nicht durch die Hitze, sondern durch die Feuchtigkeit nass. „Wir hatten uns bessere Bedingungen vorgestellt“, sagt Andreas Rath, der technische Leiter des beauftragten Firmenkonsortium ATCOST21. Der unerwartet ergiebige Austritt von Wasser aus den Gesteinsschichten über dem Stollen erforderte Planungsänderungen. „Wir dichten den Stollen nach oben hin ab, erstellen ein Dichtungsdach“, erklärt Bredenstein…“
Diese Meldung hat die im Netzwerk Untertürkheim/Wangen zusammengeschlossen Wohnungseigentümer, deren Häuser demnächst unterfahren werden sollen, aufhorchen lassen. Die Betroffenen wurden bislang nicht von der Bahn über die konkreten Auswirkungen dieser erschwerten Grabungsarbeiten im Hinblick auf die Stabilität ihrer teilweise nur flach unterfahrenen Häuser informiert. Daher hat sich das Netzwerk mit einem Schreiben an die DB Projektbau, das Umweltamt der Stadt Stuttgart sowie die Bürgerbeauftragte gewandt:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großem Erstaunen hat das Netzwerk Wangen / Untertürkheim, ein Zusammen- schluss von Eigentümer/innen, die von der Untertunnelung durch Stuttgart 21 direkt betroffen sind (PFA 1.6a), die Untertürkheimer Zeitung vom 14.06.2014 gelesen. Dort war im Zusammenhang mit den Tunnelarbeiten in Wangen zu lesen: „Es tritt mehr Wasser aus den Schichten aus, als wir es gemäß den erstellten Gutachten erwartet haben.“ (Zitat nach Breidenstein).
Nachstehende Fragen ergeben sich für die betroffenen Eigentümer/innen, die momentan in diesem Bereich (Nähterstaße) von der DBProjekt aufgefordert werden einer Untertunnelung zuzustimmen.
1. Welchen Einfluss haben der erhöhte Wasserandrang und die damit einhergehende Änderung in der Bauweise auf Setzungen und die daraus resultierenden Winkelver-drehungen in den z.T. sehr flach untertunnelten Häusern (laut BiSS unter 30 Metern)?
2. Welchen Einfluss haben der erhöhte Wasserandrang und die damit einhergehende Änderung in der Bauweise auf die Standsicherheit der Gebäude?
3. Welche Gutachten liegen der Stadt Stuttgart und der DBProjekt zu den veränderten Planänderungen vor?
4. In welcher Art und Weise reagiert die DBProjekt in den Gestattungsverträgen / Bauerlaubnisverträgen auf die veränderte Situation? Werden beispielsweise Veränderungen in der Beweislastumkehr zu Gunsten der Eigentümer vorgenommen? Die den Netzwerken 21 vorgelegten Verträge (während der Bauzeit und wenige Meter vor und nach der direkten Untertunnelung) sind diesbezüglich unzureichend.
5. Welche weiteren geologischen Gutachten werden herangezogen, die die Hoffnung Herrn Raths und Herrn Breidensteins „…dass wir nach dem dritten Abschnitt, also nach rund 35 Metern Länge, wie geplant ohne Dichtungskonstruktionen auskommen“ begründen? Das bereits vorliegende Gutachten scheint ja diesbezüglich nicht ausreichend zu sein.
6. Welche Gründe haben dazu geführt, dass der 90 Meter lange Verbindungsstollen in keiner öffentlich abrufbaren Karte (z.B. BiSS) verzeichnet ist?
Wir bitten die DBProjekt und die Stadt Stuttgart um umgehende Auskunft, spätestens jedoch bis zum 27. Juni 2014.
Mit freundlichen Grüßen
Netzwerk Untertürkheim / Wangen