Der SWR berichtete (hier) über den Tunneldurchschlag in der Weströhre des Fildertunnels. Allerdings stimmen die darin gemachten Aussagen zur Geologie nicht. So schreibt der SWR: „Die „SUSE“ genannte riesige Tunnelvortriebsmaschine hatte sich in den vergangenen Monaten durch die Gipskeuperschicht gefräst. An der Übergangsstelle zu den anderen Gesteinsschichten ist „SUSES“ Arbeit vorerst gestoppt, denn der Tunnel in den anderen Gesteinsschichten musste auf herkömmliche Weise mit Sprengungen vorangetrieben werden.“
Dabei ist es gerade umgekehrt. Der maschinelle Vortrieb durchfuhr vom Filderportal bis kurz nach Hoffeld in mehr als 4 Kilometer die geologischen Schichten des Lias, des Knollenmergels und des Stubensandsteins. Um die Abdichtungsbauwerke im Übergang zum unausgelaugten, anhydrithaltigen Gipskeuper zu bauen, wird der mittlere Fildertunnel unterhalb Degerlochs jeweils ca. 1,1 Kilometer bergmännisch in Spritzbetonbauweise vorgetrieben. Hier ein Foto aus dem Vortrag von Dr. Martin Wittke (WBI) über den Fildertunnel an der Universität Stuttgart, der die maschinell und bergmännisch aufzufahrenden Abschnitte verdeutlicht:
Erst die dritte und vierte, jeweils 3,6 Kilometer lange Schildfahrt der Tunnelvortriebsmaschine zwischen Degerloch und der Gänsheide bis zur Wendekaverne werden den kritischen anhydrithaltigen, quellfähigen Gipskeuper durchfahren. Nach Informationen der Webseite des Maschinenherstellers Herrenknecht wird die Wandstärke der Tübbinge auf dieser Strecke gegenüber der des oberen Fildertunnels von 45 cm auf 60 cm erhöht.
Über die Risiken des Vortriebs in diesem Abschnitt gibt es unterschiedliche Beurteilungen. Sowohl der Tunnelbausachverständiger der Bahn, Prof. Dr. Wittke (WBI), als als auch die vom Aufsichtsrat beauftragten Experten von KPMG bzw. Ernst Basler & Partner gehen davon aus, dass wegen der hohen Überdeckung nur die insgesamt 500 Meter lange Übergangszone kritisch ist (siehe 1c). Stärkere Hebungen als 10 cm an der Innenschale und Hebungen auch an der Geländeoberfläche einschließlich Gebäudeschäden beziffern die KPMG- Gutachter beim Fildertunnel mit einer geringen Wahrscheinlichkeit von 1%. Die Wahrscheinlichkeit für Quellprozesse über die Inbetriebnahme hinaus wurde jedoch von den KPMG-Gutachtern nicht miteinbezogen.
Kritische Geologen, wie Dr. Jakob Sierig, Dr. Hermann Behmel und Dr. Ralf Laternser, wiesen darauf hin, dass auch in der mächtigen Anhydrit-Schicht des Fildertunnels vertikale Durchlässigkeiten, Störungen und undichte Bohrkernverfüllungen ggf. Wasserwegsamkeiten eröffnen und damit auch das Risiko des Wasserzutritts und der Quellungen entlang der fast mehr als 3 Kilometer langen anhydritführenden Schicht gegegeben sei.