Netzwerk Kernerviertel hakt wegen nicht veröffentlichter Messberichte beim Eisenbahn-Bundesamt nach

Ein Schallschutzdach soll seit Februar 2016 die Anwohner des Kernerviertels vor dem Lärm des 24-Stundenbetriebs der Tunnelbaustelle an der Rettungszufahrt Süd neben dem Wagenburgtunnel schützen. Doch leider ist dies nicht ganz der Fall. Die Tunnelbaustellen müssen permanent mit Frischluft versorgt werden und die Lüfter sind wegen der Luftzufuhr direkt unter dem Schallschutzdach an einer U-förmigen Vertiefung montiert. Der Schall der Lüfter wird von der gegenüberliegenden Wand der Vertiefung in Richtung der Wohnhäuser zurückreflektiert. Auf dem Ausschnitt des Luftbilds von Manfred Grohe ist die U-Vertiefung deutlich zu erkennen:

Bislang sind nur zwei der geplanten vier Lüfter in Betrieb. Dennoch haben die Lärmpegel dieser beiden Lüfter nach dem Messbericht vom März 2016 die Werte ereicht, die erst beim Betrieb der vier Lüfter sowie weiterer Lärmquellen anfallen dürften. Diese Lärmpegel liegen im Nachtzeitraum nur noch etwa 5 dB unter dem verfassungsrechtlich zumutbaren Spitzenpegel von 60 dB(A). Daher hatte Netzwerk Kernerviertel im Mai bei der DB Projektgesellschaft nachgehakt (hier). Das Netzwerk Kernerviertel schrieb damals u.a.: „Wir befürchten, dass die Lärmbelastung im Volllastbetrieb – insbesondere beim Betrieb der 4 montierten Lüfter auf dem Schallschutzdach-  die vom Büro Fritz errechneten Maximalwerte deutlich übersteigen wird und sehen Handlungsbedarf. Auch am ZA Prag belasten leider deutlich höhere Lärmpegel als geplant die Anwohner. Die Lüfterfirma ist seit Monaten immer noch am Modifizieren der Lüfter.“

Doch leider ging die DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH in ihren Antworten an das Netzwerk Kernerviertel nicht darauf ein, dass die Lärmpegel beim Betrieb der vier Lüfter plus weitere Lärmquellen des Baubetriebs für die nahgelegenen Wohnhäuser besonders im Nachtzeitraum zwischen 20 und 6 Uhr problematisch werden könnten. Den Mailverkehr zwischen dem Netzwerk Kernerviertel und der Projektgesellschaft finden Sie hier. Die DB Projekt verwies auf regelmäßige Messungen und dass weitere aktive Schallschutzmaßnahmen nicht erforderlich seien. In der letzten Mail der DB Projektgesellschaft hieß es: „Wir gehen davon aus, dass die getroffenen aktiven und passiven Schallschutzmaßnahmen auskömmlich sind. Die Kontrollmessungen gem. Messkonzept werden weiter durchgeführt und die Messberichte durch uns auf der Internetseite des Projekts veröffentlicht.“

Trotz nochmaliger  Nachfrage konnte die DB Projekt auch nicht angeben, wann die beiden weiteren Lüfter auf dem Schallschutzdach in Betrieb gehen sollen. Dabei sollen über die Rettungszufahrt Süd sechs Tunnelvortriebe (vier Richtung Wangen und Wendekaverne sowie zwei Richtung Hauptbahnhof) belüftet werden. Eigentlich sollte man auch davon ausgehen, dass die Bahn zumindest einen groben Zeitplan über die gleichzeitig laufenden Tunnelvortriebe hat, wenn sie ihren „sportlichen“ Zeitplan der Inbetriebnahme für Stuttgart 21 im Dezember 2021 noch einhalten will.

Stattdessen versprach die DB Projekt, dass Ende Juni die weiteren Messberichte an der Rettungszufahrt seit März 2016 auf der Webseite nachträglich veröffentlicht werden. Doch statt dieser Zusage nachzukommen, waren auch Mitte Juli auf der Webseite der Projektgesellschaft die weiteren Messberichte nicht eingestellt. Darüberhinaus war der kritische Messbericht vom März 2016 mit den hohen Lärmpegeln nicht mehr auf der Webseite zu finden.  Auch für den zweiten Lärmmesspunkt im Kernerviertel, an der Sängerstraße, war seit März 2015 kein einziger Messbericht veröffentlicht, obwohl mittlerweile die nahgelegenen Bauarbeiten am Baufeld 25 neben der grünen Lärmschutzwand seit Frühjahr diesen Jahres angelaufen waren.

Wir erinnern daran, dass die Projektgesellschaft im April 2014 angekündigt hatte, dass neben den Immissions-Gutachten auch alle Messberichte zu Lärm, Erschütterung und Luftschadstoffe auf der Webseite veröffentlicht werden. Ihrem Transparenzversprechen wird die DB Projektgesellschaft leider nicht gerecht.So schafft die Bahn gegenüber den betroffenen Anwohnern kein Vertrauen. Die vom EBA genehmigten Messkonzepte für Stuttgart 21 sehen Lärmmessungen aller 4-6 Wochen für jeweils 7 Tage vor.

Daher sah sich das Netzwerk Kernerviertel gewungen, sich an das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) zu wenden, die Aufsichtsbehörde über den Mailverkehr zu informieren und einen Antrag auf Einsicht in die nicht von der DB Projekt veröffentlichten Lärm-Messgutachten für das Kernerviertel zu stellen. Sobald die Messberichte vorliegen und ausgewertet sind, werden wir berichten.

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