Die beiden Stuttgarter Zeitungen berichten heute (StZ / StN) ausführlich über die mit Blick auf die Sitzung des DB-Aufsichtsrates erforderliche erneute Verschiebung des Lenkungskreises. Die StN beleuchtet die zentrale Rolle der drei Staatssekretäre bei der Entscheidung des Weiterbaus von Stuttgart 21 im März 2013. Auch die Zeitnot wegen des schleppenden Baufortschritts beim Tiefbahnhof und der immer noch ausstehenden Genehmigungen (Filderbereich, Bodenplatte, 15.Planänderung) wird in den Zeitungsmeldungen thematisiert.
Trotzdem soll der offizielle Eröffnungstermin weiterhin mit Gegensteuerungsmaßnahmen gehalten werden. So schreibt die StZ: „Es bedarf keiner prophetischen Gabe vorauszusagen, dass vor allem der Terminplan arg in Schräglage geraten ist. Also wird die PSU – wie schon früher immer wieder – so genannte Gegensteuerungsmaßnahmen ins Felde führen, mit denen der längst mehr als ambitioniert geltende Inbetriebnahmetermin Ende 2021 gehalten werden können soll“. Und die StN: „Die Inbetriebnahme des Gesamtsystems Ende 2021 bleibt kritisch. „Wir halten an dem Termin fest“, sagt ein Projektsprecher. Allerdings werde angesichts der Verzögerungen der „Gegensteuerungsbedarf ein großes Thema“ – auch für den Aufsichtsrat.“
Wir sind da mehr als skeptisch. Als vom Bau für Stuttgart 21 betroffene Anwohner müssen wir immer wieder feststellen, dass bislang kein einziger von der Bahn vorgestellter Zeitplan für Stuttgart 21 eingehalten wurde und die verbleibende Zeit bis zum offiziellen Inbetriebnahmetermin im Dezember 2021 „dahinschmilzt“. Alle Beteuerungen auf Beschleunigung der Bauarbeiten, wie beispielsweise von Projektchef Manfred Leger vor mehr als einem Jahr im StZ-Interview (hier) „Warten Sie ab, wie schnell wir hier noch werden“, haben sich als „heiße Luft“ entpuppt.
So müssten nach der zum Trogbaustart im August 2014 vorgestellten Bauzeitenplan einzelne Trogbaufelder, wie das Startbaufeld 16 und der Trogblock 22 neben dem Planetarium, auf dem die SSB in zwei Jahren die neue Haltestelle in Betrieb nehmen will, bereits seit Mai bzw. April 2016 fertig gestellt sein. Wir werden noch darüber berichten. Doch wegen der neu geplanten Verlagerung der Fluchttreppenhäuser und der immer noch ausstehendenden Genehmigung der Bodenplatte ist auf dem Baufeld 16 seit Monaten nahezu Stillstand zu verzeichnen und die Bauarbeiten des Baufeld 22 hinken weit hinterher. Hier ein aus dem Netz gefischter Twitter-Tweet mit einer Gegenüberstellung des Baufortschritts beim Trogbau des südlichen Abschnitts in den letzten eindreiviertel Jahren. Im Vordergrund das jetzt mit einer 10 cm Sauberkeitsschicht überzogene Baufeld 16:
Auch die Bauarbeiten am Baufeld 25 neben der Lärmschutzwand im Kernerviertel hätten eigentlich im Juli 2016 samt dem Schwallbauwerk und den unterirdischen Technikräumen abgeschlossen sein müssen. Hier laufen gerade erst einmal nach dem Verbau die Baggerarbeiten für den Erdaushub. Und laut StZ ist mit der ursprünglich für November 2015 erwarteten Genehmigung der 15.Planänderung (neues Entrauchungskonzept mit Hochleistungsventilatoren in den Schwall- und Entrauchungsbauwerken) erst im Juli 2016 zu rechnen. Entsprechend hängt auch der Logistikzeitplan „der aus der Stadt zu schaffenden Erdmassen“ laut StZ deutlich hinterher.
Beim Tunnelbau für die Tieferlegung des Bahnknotens müssen bis Ende 2020 noch 75% der 59 Kilometer Tunnel vorgetrieben, 45 bergmännisch hergestellte Kilometer innenverschalt und 59 Tunnelkilometer eisenbahntechnisch ausgerüstet werden, bevor der einjährige Testbetrieb starten kann.
Bezeichnend ist, dass die PSU nicht entsprechend der seit 18.April in nationales Recht umgesetzten EU-Vergaberichtlinie die Mehrkosten bei Auftragsänderungen transparent kommuniziert. So schreibt die StZ am Schluss des Artikels: „Nun musste auch noch die Bausumme für den Durchgangsbahnhof nach oben korrigiert werden. Mitte Mai erschien ein entsprechender Hinweis in der Online-Ausschreibungsdatenbank der Europäischen Union. Das sei aber nur neuen EU-Vergaberichtlinien geschuldet, so ein Projektsprecher. Demnach hat sich das Bauwerk genau um einen Euro auf nun 347 435 934 Euro verteuert.“