Ferpress: Bahn befürchtet Hausgefährdungen beim Tunnelbau- Millionenangebot an IHK für vorsorglichen Hausabriss

Ferpress, das Stuttgarter Büro der Internationalen Eisenbahn-Pressevereinigung, hat heute eine Meldung herausgegeben, die die vom Tunnelbau betroffenen Eigentümer und Anwohner alarmieren müsste:

„Die Bahn scheint ernsthafte Befürchtungen zu hegen, daß es bei dem geplanten Tunnel- bau im Rahmen des Bahn- und Immobilienprojekts „Stuttgart 21“ zu ernsthaften Gebäudeschäden bis hin zu möglichen Hauseinstürzen kommen könnte. Wie FERPRESS jetzt aus Teilnehmerkreisen der sogenannten IHK-„Weihnachtssitzung“ der IHK Region Stuttgart vom 11. Dezember 2013 in Erfahrung bringen konnte, hat die Deutsche Bahn der IHK konkret eine Zahlung in Höhe von 3,8 Millionen Euro angeboten für den Fall, daß man der DB auch den Abriß des sog. „R-Gebäudes“ der IHK erlaube, wobei das Grundstück aber auch nach Abschluss der Tunnelbauarbeiten weiter im Eigentum der IHK bleiben solle.

Außerhalb der offiziellen Tagesordnung wurde dieses Ansinnen der Bahn von Georg Fichtner, Präsident der IHK Region Stuttgart, persönlich vorgetragen und zur Abstim- mung gestellt. Er empfahl der Vollversammlung, den Antrag der Bahn abzulehnen. Das Angebot quittierten viele der Teilnehmer mit Gelächter (offensichtlich, weil das Angebot zu niedrig erschien). Von den anwesenden rund 70 von 109 abstimmungsberechtigten anwesenden Mitgliedern wurde der Antrag dann auch bei nur wenigen Stimment-haltungen einmütig abgelehnt und gleichzeitig darum gebeten, die Vollversammlung über den Fortgang der Verhandlungen zu informieren. Die nächste Sitzung ist für Ende Januar geplant.

Wie aus Teilnehmerkreisen weiter zu erfahren war, wurde in kleinerer Runde beim sich an die Sitzung 18:30 Uhr anschließenden „Weihnachtsempfang mit Abendessen“ – gemeinsam mit geladenen Gästen und IHK-Mitarbeitern – auch offen darüber ge- sprochen, dass die Bahn intern davon ausgehe, daß der noch stehende Rest der denkmalgeschützten alten Bundesbahndirektion, das sog. Gebäude H7, „letztlich doch noch vor dem Tunnelbau abgerissen werde, weil es sonst zu einem unkontrollierten Einsturz“ komme (Name d. Red. bekannt).

Das Treffen fand im Gebäude der LBS Baden-Württemberg neben dem noch nicht ganz fertig gestellten IHK-Neubau statt. Die IHK hat sich in der Vergangenheit mehrheitlich für das Projekt Stuttgart 21 ausgesprochen.

Hintergrund: Die IHK baut in der Jägerstraße neu. Das Hauptgebäude wurde abgerissen. Zwei ältere weitere Gebäude stehen noch, das mittlere soll weiter von der IHK genutzt werden, das sog. kleine „R-Gebäude“ (in Richtung H7 gelegen) soll laut ursprünglicher Planung in Zukunft von der IHK an Dritte vermietet werden. Dieses Gebäude möchte die DB nun gerne entfernt wissen, da der geplante Tunnelbau dieses Gebäude mit den darin befindlichen zahlreichen Mitarbeitern letztlich gefährdet. Bisher hatten Bahnfachleute geglaubt, daß dieses Gebäude durch entsprechende bauliche Stützmaßnahmen vor einem Einsturz geschützt und erhalten werden könne.

Pikant an dieser gerade jetzt erst aufgetauchten Nachricht ist, dass am morgigen Freitag, 17.01.2014, im Rathaus der Stadt Stuttgart um 19 Uhr eine öffentliche Informationsveranstaltung für durch den S21-Tunnelbau betroffene Grundeigentümer stattfindet, bei der es u.a. um mögliche Schäden und eventuelle Schadensregulierungen sowie finanziellen Schadensausgleich geht.  Dazu die StN: S21 – Grundstückseigentümer nach zweierlei Maß entschädigt [www.stuttgarter-nachrichten.de] Die Veranstaltung wird im Internet am Freitag ab 19 Uhr LIVE von cams21 übertragen:  [cams21.de]

Update 18.1.2014: Die beiden Stuttgarter Zeitungen haben in ihren Samstagsausgaben über die Meldung von Ferpress berichtet (Stuttgarter Zeitung / Stuttgarter Nachrichten). Allerdings wird eine Gefährdung des Gebäudes von der Bahn und dem Sprecher der IHK ausgeschlossen. Die Bahn sei nur aus wirtschaftlichen Gründen auf die IHK zugekommen, um die technisch aufwendigen Sicherungsmaßnahmen des Gebäudes, das nur in einer Tief von 2 Metern unterfahren wird, einzusparen. Diese Berichterstattung berücksichtigt jedoch nicht, dass die Bahn nach einem internen Risikopapier mit Schäden an den Gebäuden mit geringer Überdeckung (darunter auch die IHK) bereits mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 49%  rechnet:

Zitat Risiko Nr.91: „Risiko auf Grund nicht vorhersehbarer Störungen bei Unterfahrungen von Gebäuden mit geringer Überdeckung (IHK, Presselstraße, Gäubahnviadukt, etc.). Beim Unterfahren treten größere Setzungen bzw. Schäden an den unterfahrenen Gebäuden auf. Es werden zus. Sicherungsmaßnahmen, ein geänderter Bauablauf (zeitweiser Baustopp), zus. Entschädigungen, etc. erforderlich.“

Lesen Sie dazu auch den Bericht der Netzwerke vom Oktober 2013, in dem noch weitere Risiken für die umliegenden Gebäude durch die Untertunnelung aufgelistet werden, die die Bahn in allen Planfeststellungs- und Planänderungsverfahren abgestritten hatte. Diese Risiken sind auch nicht in der geotechnischen Stellungnahme der Bahn zur Einschätzung der Standhaftigkeit der Gebäude enthalten, die sie auf Druck der Stadt, des Landes sowie der betroffenen Anwohner Auch in der von den betroffenen Anwohnern im Zuge

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