Anhörung zur Gleisneigung im Verkehrsausschuss: Bahn baut in Stuttgart nur einen „S-Bahn-Haltepunkt“?

Zwar ist die Meldung bereits eine Woche alt. Aber wir möchten dennoch darauf hinweisen, dass sich der Verkehrsausschuss des Bundestages auf Antrag der Fraktion der Linken mit der sechsfach höheren Gleisneigung als erlaubt beim geplanten S21-„Tiefbahnhof “ befasste. Dabei wurde deutlich, dass der die Bahn vor dem geplantem Betriebsstart noch den Nachweis der gleichen Sicherheit liefern muss. Die Stuttgarter Nachrichten (hier) berichteten darüber.

Sehr lesenswerte Schilderungen aus dem Verkehrsausschuss machte der Sprecher für Bahnpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion, MdB Matthias Gastl, in seiner Presseerklärung „Anhörung zu Gleisneigung: DB und Bundesregierung bei S 21 im Blindflug„:

„Die Deutsche Bahn ergänzte, dass sie einen Nachweis gleicher Sicherheit bislang noch nicht erbracht habe. Gerald Hörster vom Eisenbahnbundesamt (EBA), der zuständigen Genehmigungsbehörde, wies darauf hin, dass es „im Rahmen der Inbetriebnahme“ eines weiteren Genehmigungsverfahrens bedürfe. Dem EBA liege keine „vertiefte Planung vor“. Und eine solche müsse derzeit auch nicht vorliegen. Außerdem handle es sich in Stuttgart „mehr um einen Haltepunkt als um einen Bahnhof“. Ein DB-Vertreter merkte im Anschluss an die Anhörung an, es werde praktisch nicht mehr als ein S-Bahn-Haltepunkt gebaut werden. Dazu mein Kommentar: … Jetzt wird an einem Bahnhof gebaut, bei dem unklar bleibt, unter welchen betrieblichen Einschränkungen er in Betrieb gehen kann. Womöglich bis zu 10 Mrd. Euro für einen einfachen Haltepunkt sind ein schwindelerregender Preis. Von einer guten, durchdachten Planung sind wir damit meilenweit entfernt. Vielmehr baut die Deutsche Bahn auf volles Risiko. Dieses Risiko trägt aber alleine sie.“

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Erst statt einem Bahnhof ein „Haltepunkt“ und jetzt nicht mehr als ein „S-Bahn-Haltepunkt“? Von daher sehen wir uns leider weiterhin gezwungen, in unseren Webbeiträgen den geplanten „Tiefbahnhof“ mit den Anführungszeichen zu versehen.  Er ist mit den geplanten bis zu 10 Metern über der Geländeoberfläche weder tief noch nach offizieller Bahn-Einschätzung ein Bahnhof. Dass das „Herzstück“ des milliardenschweren Bahnprojekts Stuttgart 21, in dem der Bahnknoten einer Großstadt unter die Erde verlegt werden soll, wegen der überhöhten Gleisneigung nur als ein schlichter „Haltepunkt“ konzipiert ist, hatten wir bereits im Januar 2015 berichtet.

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