Die Netzwerke 21 hatten bereits seit Längerem eine transparentere Information für die betroffenen Anwohner zum Vortriebsstand bei Stuttgart 21 eingefordert. Noch im Januar 2015 war angekündigt, dass der aktuelle Tunnelvortrieb auf der BISS-Karte dargestellt wird. Dann wurde dieses Vorhaben aus Kostengründen (!) verworfen. Jetzt stellt die Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) seit dieser Woche auf ihrer Webseite auch grafische Übersichten über die Vortriebsstände ein. Diese sind darauf allerdings nicht gebäudescharf zu erkennen. Adressgenaue Vortriebsstände hatte die PSU in einem Termin mit dem Netzwerk Killesberg Anfang Januar noch zugesagt.
Als grobe Orientierung für Anwohner mit Ortskenntnis können jedoch nur die beiden Übersichten der Tunnel unterhalb des Killesbergs dienen:
Anders sieht es für den Obertürkheimer Tunnel aus. Hier wurde ein Maßstab gewählt, bei dem keinerlei Straßenzüge mehr erkennbar sind. Die Netzwerke werden bei der PSU nachhaken, da mehrere Stadtteile (Ober-/Untertürkheim, Wangen, Gablenberg, Gänsheide, Uhlandshöhe und Kernerviertel) vom Bau dieses Tunnels betroffen sind, für die die Grafiken zumindest so maßstäblich wie für den Killesberg aufbereitet werden sollten:
Für den Fildertunnel fehlen die Grafiken. Weder ist der Vortriebstand entlang des Fildertunnels zwischen Fasanenhof bis Degerloch noch der für das Kernerviertel/untere Gänsheide eingestellt. Auch hier sind dringend Grafiken erforderlich, aus denen die Anwohner den Vortriebsstand in ihrem Wohngebiet lokalisieren können.
Die wöchentliche Meldung der Vortriebsstände hat die PSU ebenfalls seit dieser Woche umgestellt. Veröffentlicht sind jetzt lediglich die Gesamtzahlen der Tunnelröhren. Anhand dieser Gesamtzahlen ist nicht mehr erkennbar, wie der aktuelle Stand von den einzelnen Zwischenangriffen und in den einzelnen Vortriebsrichtung ist. Die Differenzierung zwischen dem bergmännischen und maschinellem Vortrieb entlang des Fildertunnels ist ebenfalls entfallen. Damit kann weder der Vortrieb von den Anwohnern auf der BISS-Karte vom Zwischenangriff aus grob nachgemessen, noch als Anhaltspunkt für den Baufortschritt der durchschnittliche Vortrieb in Metern für eine Tunnelröhre ermittelt werden. Dies ist gegenüber der bisherigen Darstellung ein deutlicher Rückschritt. Auch hier werden die Netzwerke bei der PSU nachhaken.
Die aktuelle Übersicht der Netzwerke anhand der neu eingestellten Vortriebsstände zum 7.März 2016 finden Sie hier. Aktuell sind 13 der 59 Tunnelkilometer für Stuttgart 21 und damit nach 2 1/4 Jahren Vortriebsabeiten rund 22 % zumeist noch ohne Verschalung aufgefahren. Weitere 45,8 Tunnelkilometer bei Stuttgart müssen nach dem Zeitplan der PSU bis Ende 2018/Mitte 2019 aufgefahren und für den Rohbau innenverschalt werden.
Also mitnichten ein Drittel, wie die Projektgesellschaft auf ihrer Homepage diese Woche als Pressemeldung vermeldete. So heißt es in der Pressemeldung : „Manfred Leger, Vorsitzender der Geschäftsführung der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH, freut sich über den Erfolg: „Ob unter dem Neckar, auf der Alb oder mitten in der Landeshauptstadt: Dank der hervorragenden Leistung der Planer und Mineure kommt der Tunnelbau im ganzen Projekt gut voran und liegt voll im Plan“.“
Eine Meldung, die sich auch 1:1 in dem ganzseitigem Beitrag der Süddeutschen Zeitung vom 9.März auf Seite 3 (leider nicht online eingestellt) mit dem Tenor „Ein Ortstermin im Untergrund, wo vieles schneller geht als geplant.“ wieder findet. Dabei packt die Projektgesellschaft mittlerweile die beiden deutlich von einander abweichenden Baufortschritte bei Stuttgart 21 (22%) und der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm (45,5%) einfach im Hinblick auf die Gesamtstrecke von 120 Tunnelkilometern als ein Projekt zusammen. Es bleibt zu wünschen, dass zukünftig Journalisten diesen vermeldeten nivellierten Baufortschritt im Interesse einer objektiven Berichterstattung über Stuttgart 21, Deutschlands größtem Bauprojekt, nicht einfach unhinterfragt übernehmen.