Bericht von einer Tunnelführung unter dem Kernerviertel

Letzten Montag nahmen Vertreter der Netzwerke 21 an einer rund zweistündigen Führung durch die Tunnelbaustelle unter dem Kernerviertel teil, zu der Projektleiter Andreas Dörfel und Abschnittsleiter Günther Osthoff eingeladen hatten.

Der vom Verzweigungsbauwerk unter der Jugendherberge ausgehende Tunnelvortrieb der ersten Tunnelröhre hat die Kernerstraße 32 erreicht. Hier ein Foto von der Ortsbrust:

Auf den Foto sind die Arbeiten für die Bohrung  ca. 10 Meter langen Rohrschirme erkennbar, die zur Sicherung des Vortriebs im weichen, ausgelaugten Gipskeuper leicht schäg gesetzt und betoniert werden. Die Rohrschirme verbleiben im Untergrund. Gesprengt wird wegen des weichen Gesteins nicht, der Vortrieb erfolgt mit einem Bagger. Anschließend wird Spritzbeton aufgetragen.

Ursprünglich war wegen des großen Querschnitts und der schwierigen Geologie der beiden 240 Meter langen Tunnelröhren ein Ulmenstollenvortrieb geplant. Als  zusätzliche Sicherungsmaßnahme sollte nach der Planfeststellung alle 80 Meter zur Sicherung eine Innenschale eingebaut werden. Dafür hätten sowohl die Maschinen herausgebracht als auch die montierten Leitungen und die Lüftung ausgebaut werden müssen. Die Baufirma hatte daher 36 Monate für das Auffahren der beiden 240 Meter langen Tunnelröhren kalkuliert.

Im Zuge der erweiterten Hebungsinjektionen wurde umgeplant. Statt dem Ulmenstollenvortrieb wird seit dem Start im Januar 2019 unter der Sicherung der Rohrschirme jeweils der ganze Querschnitt der Tunnelröhre vorgetrieben. Man erhofft sich so die Bauzeit des Anfahrbereichs auf rund 30 Monate zu reduzieren. Von daher müssten die beiden Röhren unter dem Kernerviertel Mitte 2021 vorgetrieben sein. Bisher habe man gute Erfahrungen mit dieser Vortriebstechnik gemacht. Geplant waren pro Tag ca. 35-40 cm Vortrieb. Innerhalb der ersten ca. 50 Meter bis zur Kernerstraße 32 konnten  teilweise auch bis zu 70 cm pro Tag geschafft werden. Aktuell steht der Start des Vortriebs für die zweite Röhre an.

Die Setzungen blieben bisher mit ca. 20 Millimeter unter den Prognosen des Tunnelbausachverständigen. Falls sie größer werden, können dort wo die Hebungsinjektionen eingesetzt werden, auch mit weiteren Hebungen nachjustiert werden. Pro Tag sind damit ca. 2 Millimeter möglich. An der Geländeoberfläche rund um die Kernerstraße und den Schützenplatz wird täglich gemessen. Als Referenzpunkt wird das nicht mehr vom Tunnelbau betroffene Gebäude der Schützenstraße 16 genommen. Die Messungen dort hätten letzte Woche einen Bewohner irritiert, da er angesichts der Messungen davon ausging, dass damit auch sein Wohnhaus von den Auswirkungen des Tunnelbau betroffen sei.

Auch nach dem Abschluss des kilometerlangen Vortriebs Richtung Wangen ist die Tunnellüftung auf dem neben dem Wagenburgtunnel montierten Schallschutzdach  weiterhin laut. Der Grund sei, dass die natürliche Belüftung zwischen der Rettungszufahrt und der Zwischenangriff Wangen einen zu hohen „Durchzug“ verursachen würde. Aktuell laufen dort vom Zwischenangriff Wangen aus die Innenverschalungsarbeiten. Vorneweg sollen die beiden Tunnelröhren zwischen Wangen und Innenstadt entlang des anhydritführenden Gebirges nach oben mit einem „Strahlenkranz“ aus Injektionen vor eintretendes Wasser geschützt werden.

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