Ingenieure 22: Rostwasser in den blauen Rohren

Die StZ berichtet morgen (hier) über Rostwasser, das die Ingenieure 22 aus dem Rohrnetz des Grundwassermanagements entnommen haben (Video und Infos bei Cam 21). Die Proben, die in renommierten Laboren untersucht wurden, weisen Rostspuren auf, die die Grenzwerte aus der Planfeststellung deutlich überschreiten. Besonders die Wasserprobe aus der Überschussleitung Richtung Neckar ist mit 139 Milligramm Eisen stark rostgesättigt. In Briefen hatten sich die Ingenieure an die Stadt gewandt und ein Eingreifen gefordert. Sowohl das Umweltamt der Stadt als auch das Kommunikationsbüro weisen die Vorwürfe der Ingenieure zurück.  Die Stadt hat daraufhin keine eigene Kontrollen vorgenommen, sondern sich mit Fotos (!) der Bahn von Wasserproben zufrieden gegeben. Dabei hätte die Stadt eigentlich vorgewarnt gewesen sein müssen.

Hans Heydemann von den Ingenieuren 22 hatte bereits 2011 die nicht korrissionssicheren Rohre, die aus seiner Sicht nicht den Auflagen aus der Planfesstellung entsprechen, öffent- lich (Video / Redetext Montagsdemo /Presseerklärung Ingenieure) und in Briefen an das Kommunikationsbüro und die Stadt kritisiert. Alle Bauteile, die mit dem Grundwasser in Berührung kommen, müssen grundwasserverträglich, d.h. korrissionssicher sein. Statt dessen würde die Bahn aus wirtschaftlichen Gründen -deutlich erkennbar –  verrostete Rohre für das Leitungsnetz des Grundwassermanagements einsetzen. Die Bahn würde damit eine Rostbrühe in das Grundwasser bzw. in das Heilquellenschutzgebiet einleiten. Doch weder das Eisenbahn-Bundesamt noch die Stadt sahen damals einen Handlungs-bedarf. Die Bahn hätte nachgewiesen – so der Tenor -, dass die von der Firma Hölscher eingebauten Rohre den Auflagen nach gleichwertig seien (dazu StZ-Bericht). Auch der BUND wies nochmals 2013 auf die Verletzung naturschutzrechtlich Belange für das Ökosystems des Parks hin, wenn das Rostwasser aus nicht genehmigten Leitungs-entleerungen dort versickern würde.

Die Bahn wird sicherlich aus wirtschaftlichen Gründen nicht bereit sein, die Röhren nach- träglich austauschen zu lassen. Der für Herbst anvisierte Baustart für die Tiefbauarbeiten rund um den Hauptbahnhof wäre damit obsolet. Es stellt sich jedoch die Frage, wie die Kontrollmechanismen beim hochkomplexen Grundwassermanagement funktionieren sollen, wenn bereits zu Betriebsbeginn eine eindeutige Auflage aus der Planfeststellung ohne Kontrolle durch die Aufsichtsbehörden und ohne Konsequenzen ignoriert werden kann. Für die vom Grundwassermanagement betroffenen Anwohner im Kernerviertel schafft dieses Verhalten der Bahn und der Stadt Stuttgart definitiv kein Vertrauen.

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