StZ: Unsicherheiten auch zur Halbzeit

Der Tunnelbau für Stuttgart 21 hat jetzt die Halbzeit erreicht. Von den 58 Kilometern sind jetzt mit 29.465 rund die Hälfte vorgetrieben. Doch anders als gewohnt, macht keine Pressemeldung der Bahn bzw. DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH darauf aufmerksam.

Die Stuttgarter Zeitung nimmt die Halbzeit des Tunnelaushubs zum Anlass, mit dem Sprecher des Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21, Eisenhart von Loeper, ein Interview zu führen (hier) und ausführlich über die Knackpunkte des Projekts zu berichten. In der Meldung (hier) heißt es: „Die Mineure von Stuttgart 21 haben die Hälfte der knapp 59 Kilometer an Tunnel und Stollen vorgetrieben. Doch große Feierlaune stellt sich nicht ein. Der kaum mehr zu haltende Terminplan dürfte einer der Gründe dafür sein„. Die StZ fordert daher in einem Kommentar (hier) die Bahn auf, Klarheit beim Zeitplan zu schaffen.

Die Auflistung der StZ über einzelne Knackpunkte des Großprojekts ist lesenswert. Wir möchten diese kurz zusammengefasst wiedergeben:

  • Die beiden Planfeststellungsverfahren für die Genehmigung des Filderabschnitts zwischen Rohr und dem Flughafenbahnhof sowie für den geplanten Abstellbahnhof Untertürkheim laufen erst noch an.
  • Der Bau des „Tiefbahnhof“ verzögert sich. Wegen der Planänderung zur Verlegung der Fluchttreppenhäuser an die Bahnsteigenden fehlt noch die Statikfreigabe zum Bau der Kelchstützen. Die Bahn hofft jetzt auf eine Genehmigung durch das Eisenbahn-Bundesamt im Juli. Zuletzt musste die Bahn einräumen, dass sich die Fertigstellung allein der Kelchstützen der Bahnsteighalle bis Ende 2021 hinziehen wird. (Die Stuttgarter Nachrichten wiesen in ihrer Bericherstattung (hier) daraufhin, dass damit die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 erst 2024 möglich sein würde)
  • Die geplanten Tunnelbauarbeiten am streng naturgeschützten Rosensteinhang (und die hangseitigen Arbeiten zum Bau der Neckarbrücke) sind davon abhängig, dass die EU das Fällen der Juchtenkäfer-Bäume genehmigt.
  • Die 6.000 auf dem Bahngelände in Untertürkheim lebenden Eidechsen müssen noch artengerecht umgesiedelt werden. Dafür muss noch ein Gelände gefunden werden.
  • Die Bauarbeiten im Abschnitt des PFA 1.4. entlang der A 8 Richtung Wendlingen verzögern sich, weil diese erneut ausgeschreiben werden müssen. Die Bahn erklärt dies mit Optimierungspotentialen, die bei der Vergabe der eng verzahnten Bauarbeiten an einen einzigen Bauunternehmer erzielt werden können.
  • Beim Tunnelbau in Untertürkheim sind erneut Bodenerkundungen und Abdichtungsmaßnahmen wegen einem weiterhin unerwartet hohen Wasserandrang erforderlich.
  • Die Kostenrahmen der Bahn steht in der Kritik. Der Bundesrechnungshof rechnet mit bis zu 10 Milliarden Euro. Die Bahn hat ihre Projektpartner auf Kostenbeteiligung von mindestens 2 Milliarden Euro verklagt.
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