Beitrag von Hans Heydemann, Ingenieure22:
Am Montag, 22.5.2017 haben Augenzeugen auf der S21-Baustelle in der Schillerstraße vor dem Katharina-Stift-Gymnasium einen größeren Erdkrater etwa 3 x 3 m beobachtet, der eiligst mit mehreren Lastfuhren Beton (mindestens 100 t!) zugekippt worden ist. Am Folgetag war das Loch ganz verfüllt und die Straßendecke wieder bündig hergerichtet. Dieser Erdkrater ist keine planmäßige Baumaßnahme, sondern ein plötzlicher ungewollter Einbruch der Erdschichten in einen entstandenen Hohlraum:
(weitere Fotos siehe Links auf der Parkschützer-Webseite)
Der ursächliche Zusammenhang mit den S21-Bauarbeiten ist hier offensichtlich. Bei nur wenigen Metern Abstand zur Baugrube für den künftigen Stadtbahntunnel und des in der Nähe befindlichen Schulgebäude des Katharina-Stiftes hat das möglicherweise Auswirkungen auf deren Standsicherheit, auch für den zwischen dem entstandenen Loch und der Baugrube stehenden Baukran; dieser hätte bei dem Vorfall umkippen können. Offenbar ist hier noch mal wieder „alles gutgegangen“.
Der entstandene Erdeinbruch erinnert sehr an die beim Bau des Katharinen-Hospitals Stuttgart aufgetretene Doline, s. Bild 4 im Anhang. Es ist bekannt, daß es hier im S21-Baustellenbereich „Südkopf“ eine große Doline gibt, die auch in den S21-Bauplänen vermerkt ist. Die Auslaugung des Gipskeupers im Untergrund geht weiter; bestehende Hohlräume können jederzeit einbrechen. Die S21-Tunnelbau-Maßnahmen sind daher fahrlässig.
Als Ursache kommt aber auch ein sogen. Grundbruch infrage, bei dem fließfähig gewordener Untergrund plötzlich nachgibt und absackt, wobei größere Hohlräume gebildet werden, wie beim Tunnelbau für die Stadtbahn in Karlsruhe schon zweimal geschehen, s. Anlage A 5 „Karlsruhe – Loch bei Tunnelbau ..“/ SWR-Bericht v. 26.6.2015. Auch der Einsturz des Kölner U-Bahntunnels mit zwei Toten am 3.3.2009 (s. Anlage A 6) und der Einsturz beim Bau des U-Bahntunnels München-Trudering 1994 mit 3 Toten und über 30 Verletzten (s. Anlage A 7) sind darauf zurückzuführen.
Auf unsere Nachfrage hat das Kommunikationsbüro bemerkenswert schnell geantwortet; auf mehrere der gestellten Fragen wurde jedoch nicht eingegangen:
„Letzte Woche wurde eine Einsenkung des Asphalts unmittelbar neben dem Kran festgestellt. Die Firma Züblin hat die Senke ohne Zögern aufgefüllt. Da sich jedoch Nachsackungen ergaben, wurde die Stelle mit einem Baggerschurf geöffnet. Hierbei wurde drei Meter unter der Erdoberfläche ein Hohlraum angetroffen.
Nach Recherchen der Bauleitung handelte es sich hierbei um einen alten Überleitungskanal zum alten Nesenbachkanal. Es wurde festgestellt, dass der alte Abwasserkanal in Richtung Hauptbahnhof abgemauert, jedoch nicht verfüllt war. Zur Gewährleistung der Arbeitssicherheit an der Oberfläche und der Standsicherheit der alten Kanalkonstruktion wurde der komplette Hohlraum kurzfristig vollständig mit Beton aufgefüllt. Die Standsicherheit des Kranes war nach Angaben des Zuständigen zu keiner Zeit gefährdet, da dieser auf Bohrpfählen gegründet ist. Und selbstverständlich war auch die Standsicherheit der Baugrube Achse 34 bzw. das Königin-Katharina-Stift nicht gefährdet.“
Also zwar keine Doline, aber doch ein „unbekannter Hohlraum“, der mit mindestens 100 t Beton verfüllt werden mußte. Das zeigt, welche Überraschungen noch im Untergrund stecken. Daß die selber dem Untergrund nicht ganz trauen, zeigt doch, daß sogar der Baukran auf Pfähle gesetzt worden ist.