Man mag es kaum glauben, dass auch der neue Bahn-Chef Richard Lutz bei seinem Amtsantritt erklärt, dass Stuttgart 21 pünktlich fertig gestellt werde. Der SWR (hier) zitiert ihn mit den Worten: „Ich bin finster entschlossen, dieses Projekt zu Ende zu führen, und zwar zu einem guten Ende“, sagte Lutz am Donnerstag bei der Bilanzvorlage des Konzerns in Berlin. „Wir werden es machen, im Rahmen der Kosten und im Rahmen der Terminpläne, die wir vereinbart haben.“
Dabei musste Manfred Leger, Chef der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH, vor nur drei Tagen auf der Anwohnerveranstaltung im Stuttgarter Rathaus auf Nachfrage aus dem Publikum einräumen, dass der Zeitplan Stuttgart 21 für die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 zum Dezember 2021 nicht zu halten sei. Wir werden über die Infoveranstaltung für das Kernerviertel noch ausführlich berichten.
Gegensteuerungsmaßnahmen zur Einholung des zweijährigen Verzugs am Südkopf des „Tiefbahnhofs“ seien, so erklärte Manfred Leger, wegen der hochkomplexen Bauabläufe schwierig. Zudem sei die Bahn beispielsweise in anderen Abschnitten wie dem Filderabschnitt im Rückstand. Die Bahn halte jedoch weiterhin am Termin Dezember 2021 für die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 fest. Schließlich wolle man nicht wie beim BER den Termin immer wieder nach hinten schieben. Zudem würde das Bauen bei diesem aus Steuergeldern mitfinanzierten Großprojekt dann teurer werden, weil der Druck auf die Baufirmen nachlassen würde. Dass es gerade die beteiligten Baufirmen am besten wissen müssten, dass die termingerechte Fertigstellung von Stuttgart 21 nicht mehr zu halten ist, erwähnte er nicht.
So wird auf Konzernebene gegenüber dem Bahn-Aufsichtsrat und der Öffentlichkeit bis auf Weiteres die „finstere“ Einhaltung des mittlerweile aus dem Ruder gelaufenen Terminplans von Stuttgart 21 postuliert.
Update: Die Links zu den Videos der Pressekonferenz, in der Bahnchef Richard Lutz und Infrastruktur-Vorstand Roland Pofalla sich zu Stuttgart 21, dem aus ihrer Sicht beherrschbaren Anhydrit-Risiko, der Einhaltung der Termin- und Kostenpläne und dem neugeschaffenen bahninternen Lenkungskreis äußern, finden Sie im Drehscheibenforum.
Reaktion des Aktionsbündnisses: Pressemitteilung „Neuer Bahnchef Richard Lutz legt „finsteren Fehlstart“ hin“ / Rede von Dr. Eisenhart v. Loeper auf der 364.Montagsdemo „S21 zu Ende bringen –von Finsternis befreien –durch Umstieg jetzt„.