Prof. Arno Lederer, der renommierte Stuttgarter Architekt und Stadtplaner, war gestern zu Gast im SWR2 Treffpunkt Klassik. In diesem sehr hörenswerten Interview geht es u.a. auch ab Stunde 1:03 ausführlich um seine Einschätzung des Bahnprojekts Stuttgart 21. Mitte der Mitte der Neunziger Jahre hatte er noch im Preisgericht den Entwurf des Architekten Ingenhoven mitgetragen. Später distanziert er sich aus bahntechnischen, architektonischen und denkmalpflegerischen Überlegungen von dem Projekt, wie es die Bahn betreibt. Auch als direkt von der Untertunnelung betroffener Eigentümer erlebt er derzeit hautnah den Umgang der Bahn mit den Bürgern dieser Stadt. Hier nur ein paar Zitate dazu aus seinem Interview:
„…Welche Arroganz besitzt ein Bauherr, der auf einem Entwurf sitzen bleibt, der Mitte der neunziger Jahre angefertigt wurde. Das ist schon eine Art Bundesbahn-Widerstand gegenüber der Öffentlichkeit, auch die Unsensibilität wie mit der Stadt, mit der Bevölkerung umgegangen wird… Man hat auf niemand gehört, auf die Fachleute nicht wie auch nicht auf die Leute, die man Wutbürger nennt. Das ist leicht abgetan, aber da sind je viele dabei, die kulturell gebildet sind. Das ist ein ganz anderes Phänomen, dass die Schwaben -die überhaupt nicht gewohnt sind auf die Barrikaden zu steigen- dass sie das tun. Und wir merken das am eigenen Leib. Unter unserem Haus führt ein Tunnel durch, 20 Meter tiefer. Das Verhalten der Bahn ist einfach liederlich, ich muss das so sagen. Und wie gesagt, mich interessiert nicht, ob die Bahn oben oder unten fährt. Da kann man sicherlich Lösungen finden, die ordentlich sind. Nein, dieser Umgang mit der Bevölkerung, der Umgang mit der Stadt und das Verhalten des Bauherrn Bundesbahn, den finde ich unter aller Kanone…“.