Ein Nachtrag: Die Stuttgarter Nachrichten berichteten in ihrer Montagsausgabe (hier) über die Tunnelführungen am Zwischenangriff Prag, die das Kommunikationsbüro am Samstag für 500 Interessierte angeboten hatte. Man kann nur hoffen, dass möglichst viele betroffene Anwohner am Wartberg und am Dornbusch diese Möglichkeit genutzt haben, um vor Ort Fragen an die Tunnelbauingenieure und Mineure zu richten.
An der Führung, an der die Redaktion www.netzwerke-21.de teilgenommen hat, stellten Anwohner aus dem Wartberg Fragen zum Lärmschutz, zur Beherschung des Risikos beim Tunnelbau im Anhydrit und der Gesamtbauzeit.
Der die Baustellenführung leitende Projektingenieur verwies darauf, dass mit dem Beginn des Vortriebs des Feuerbacher Tunnels in vier Richtungen auch drei weitere Frischluftschäuche mit Lüftern installiert werden müsse. Dies würde zwar mehr Immissionen verursachen. Der Lärmpegel könnte jedoch bis zu einem gewissen Grad durch aktive Schallschutzmaßnahmen gedämpft werden. Die Bahn überprüfe jedoch derzeit das gesamte Lärmschutzkonzept für den Zwischenangriff Prag einschließlich der nächtlichen Verladearbeiten, die vorrübergehend eingestellt sind.
Der geplante Vortrieb im quellfähigen Anhydrit entlang der Trasse des Feuerbacher Tunnels wurde als technisch aufwendig, aber als beherrschbar dargestellt. Bei jeder Anhydritschicht sollen vor und nach der Schicht Abdichtungsbauwerke sowie entlang der Schicht Kunstharzinjektionen den Eintritt von Wasser verhindern. Wegen der starken Quellfähigkeit bei Wasserkontakt dürfe der Staub bei den Vortriebsarbeiten in diesem Gestein nicht mit Wasser gespült, sondern mit Druckluft abgeblasen werden. Dies sei für die Mineure eine staubige Angelegenheit. Der Projektingenieur verwies auf langjährige Erfahrungen beim SSB- und S-Bahn-Tunnelbau mit Anhydrit in Stuttgart.
Allerdings lag er mit dieser Aussage nicht ganz richtig. Wir haben bereits darüber berichtet, dass keiner der SSB-Tunnel Anhydrit durchschneide. Bislang durchfahren nur knapp 2 Kilometer Tunnelstrecken in Stuttgart das stark quellfähige Gestein. Für Stuttgart 21 sind dagegen rund 16 Kilometer Tunnelbau im Anhydrit geplant, allein im Tunnel Feuerbach laut den StN ca. 1.600 m Anhydrit. Also fast so viel wie bislang in Stuttgart im Anhydrit gebaut wurde.
Mit geringen Setzungen entlang des Vortriebs müsse wie bei allen Tunnelbauten gerechnet werden, so der Projektingenieur. Die Arbeiten würden jedoch beim Vortrieb unter den Gebäuden engmaschig und später in größer werdenden Abständen mit Messungen begleitet werden.
Auf die mehrfache hartnäckige Nachfrage einer Anwohnerin aus dem Wartberg, ob Ende 2017 wirklich der Rohbau des Feuerbacher Tunnels hergestellt sei, antwortete der Projektingenieur schließlich ausweichend. Natürlich sei dieser Termin fest geplant, aber beim Tunnelbau müsse man schließlich auch noch den Spruch „Vor der Hacke ist es dunkel“ berücksichtigen. Bei der komplexen Geologie könne man die Fertigstellung des Rohbaus einer Tunnelstrecke von 6 Kilometern nicht auf einen genauen Monat „festnageln“. Diese Aussage war ehrlicher als die derzeitige offizielle Kommunikationslinie der Bahn, die abgesehen vom Filderbereich trotz Bauverzögerungen weiterhin von einer Inbetriebnahme von Stuttgart 21 bis Ende 2021 ausgeht.